Spezialausgabe: Consumer Price Index (CPI) und Inflation
Sat 21, eigenartige Inflationsmessung, Bitcoin als rettende Arche vor der Geldsintflut
Geschätzte Insight DeFier
Heute melden wir uns mit einer Spezialausgabe. Unser Teammitglied Manuel hat sich in den letzten Wochen intensiv mit dem US Consumer Price Index (CPI) und der Inflation beschäftigt. Seine spannenden Befunde wollen wir euch nicht vorenthalten.
Ach ja. Für alle, die sich gefragt haben, warum die Ausgabe vom vergangenen Samstag etwas gar Bitcoin-lastig war. Hier die Auflösung:
Der letzte Samstag war ein spezieller Samstag, der gar schön zu Bitcoin passte. Sat ist die Kurzform für Satoshi und beschreibt den anonymen Gründer Bitcoins, der gleichzeitig auch Namensgeber für die kleinste Bitcoin-Einheit ist. Ein Sat entspricht derzeit ungefähr 0,00044585 Schweizer Franken. Anders ausgedrückt Ungefähr 2250 Sats sind aktuell einen Schweizer Franken wert.
Gleichzeitig war der letzte Samstag auch der 21.8. Die Zahl 21 passt wiederum gut, weil das Bitcoinangebot auf insgesamt 21 Millionen Bitcoin beschränkt ist. Niemals wird es mehr als 21 Millionen Bitcoin-Einheiten geben - oder eben 2’100’000’000’000’000 Sats (2,1 Billiarden Satoshis).
Nun aber genug der Zahlenklauberei! Auf geht’s zur ersten Insight DeFi Spezialausgabe. Viel Spass und Erkenntnis beim Lesen. 🥳
Consumer Price Index: Kritischer Blick auf das Messinstrument der Inflation
Inflation ist das Schlagwort der Stunde. Ein Blick auf die Bilanz der FED (US-Notenbank) zeigt, weshalb es lohnenswert ist, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Auch wenn die Meinungen gespalten sind, wie stark sich die Ausweitung der FED-Bilanz in den Alltagspreisen äussert, dürfte Konsens darüber bestehen, dass ein gewisses Level an Ausweitung nicht überschritten werden sollte.
Die US-Notenbankbilanz ist mittlerweile über 8 Billionen US-Dollar schwer.
Folgt man der Meinung vieler Mainstream-Ökonomen, waren die vergangenen Jahre von einer relativ tiefen Inflationsrate geprägt – die Kaufkraft des US-Dollars sei dementsprechend relativ stabil geblieben, vor allem im Vergleich zu den Hochinflationszeiten der 70er- und 80er-Jahre.
Gemessen am Consumer Price Index (CPI) treffen diese Aussagen zu – dieser erreichte 2008 mit 5.6% das höchste Level an Inflation. Ansonsten war die Inflation eher verhalten, gleich nach der Finanzkrise war sie zeitweise sogar negativ. Aus dieser Perspektive betrachtet scheint das so gerne vorgebrachte Argument für Bitcoin als Mittel gegen die durch Zentralbanken verursachte Geldentwertung eher verfehlt.
Inflationshöhepunkt war kurz nach der Finanzkrise, ehe die Inflation stark absackte.
Verfolgt man allerdings die Geschichte des CPI etwas genauer, stösst man bald auf fragwürdige Praktiken in der Art und Weise, wie das CPI gemessen wird – Praktiken, welche von Kritikern als ein extremes Beispiel von politisch kalkulierter Vertuschung der wahren Inflationsrate angesehen werden.
Historisches zum CPI 📜
Der CPI gilt als das wichtigste Instrumente, wenn es darum geht, den Zustand der US-Wirtschaft zu messen und ist wohl unumgänglich bei Fragen der Zukunftsplanung. So kam es 1972, dass der CPI vom US-Kongress als Massstab für die Berechnung der Lebenshaltungskosten aller Sozialprogramme festgelegt wurde. Dies geschah mit dem Gedanken, dass bspw. ein Begünstigter von Sozialhilfe den gleichen Lebensstandard aufrechterhalten können soll, unabhängig von der aktuellen Inflationsrate. Stieg also die Inflation um 5%, sollte auch der Sozialhilfeempfänger 5% mehr Gelder zugesprochen bekommen.
Dieser Entscheid brachte drastische Folgen mit sich: Zwischen 1975 und 1982 stiegen die Lebenshaltungskosten jährlich zwischen 5.9% und 14.3%. Die Konsequenz: In nur sieben Jahren stiegen die Regierungsausgaben allein für Sozialhilfe um 94.43% (andere Regierungsprogramme, welche ebenfalls an den CPI gekoppelt wurden, noch nicht eingerechnet).
Der US-Kongress stand vor der Wahl: Entweder man entkoppelte die Berechnung der Lebenshaltungskosten wieder vom CPI – in diesem Fall wären die Politiker selbst wieder zuständig für die Festlegung der Lebenshaltungskosten und somit Ziel allfälliger Missgunst der Bevölkerung, sollten die Zahlungen der Regierungsprogramme zu tief im Verhältnis zu den realen Kosten ausfallen. Oder man belässt alles beim Alten – mit dem Risiko, dass in nicht allzu ferner Zukunft jegliche Steuereinnahmen für die Finanzierung von staatlichen Unterstützungsprogrammen eingesetzt werden müssen.
Gerne wird der Rückgang der Inflation in den 80er Jahren auf die Handlungen des US-Notenbank-Präsidenten Paul Volcker zurückgeführt. Parallel zu Volckers Handlungen wurde aber mit Hilfe von Veränderungen in der Berechnung und der Methodologie des CPI auch die Art und Weise, wie Inflation gemessen wird, Schritt für Schritt abgeändert. Die Veränderungen führten ausnahmslos dazu, dass die Zahlen tiefer darstellt wurden als unter den bisherigen Berechnungen.
Würde man heute noch die gleichen Methoden zur Berechnung des CPI verwenden, so sähe das Ganze bereits einiges dramatischer aus. Die folgende Grafik zeigt einen Vergleich der Entwicklung des CPI wie er aktuell berechnet wird, mit dem, wie der CPI unter Verwendung der ursprüngliche zur Messung verwendeten Parameter aussehen würde:
Veränderungen, Substitutionen und Neubewertungen
Für eine erste Reduktion der gemessenen Inflation sorgte das Ersetzen der Häuserpreise im CPI-Güterkorb durch den Eigenmietwert, den wir auch hierzulande kennen. Spannender und schwerer nachvollziehbarer sind allerdings die darauffolgenden Massnahmen. Dank sogenannter hedonischer Anpassung konnten nominale Preisanstiege eines Produktes im CPI als Preissenkungen verbucht werden. Kostete letztes Jahr ein TV-Set 300 USD, neu aber 400 USD, hätte das ein Anstieg im CPI zur Folge. Wenn nun aber das neue TV-Set technologisch besser ist, indem es zum Beispiel eine höhere Bildschirmauflösung aufweist, so wurde diesem technologischen Fortschritt ein Wert zugewiesen, sodass in Bezug auf das CPI plötzlich eine Preissenkung vorlag. Ein TV-Set, dessen Wert als 450 USD eingestuft wurde, ging nun laut CPI-Berechnung für 400 USD über den Ladentisch, da die technologische Wertsteigerung von 50 USD abgezogen wurde.
Weiter wurde mit Substitutionen gearbeitet. War im vergangenen Jahr ein Steak noch Teil des Güterkorbs, und dieses erlebte eine Teuerung von 20%, hätte das ein Anstieg des CPI zur logischen Folge. Stattdessen kam es zur Substitution: «Steak ist teurer. Wer also würde bei diesen Preisen noch ein Steak kaufen?» Mit dieser und ähnlichen Begründungen wurde ein Steak somit durch günstigere Alternativen wie etwa Hackfleisch ersetzt. Diese Veränderungen in der Art und Weise wie das CPI gemessen wird, bringen letztlich aber eine gewisse Form von staatlicher Willkür mit sich, losgelöst von objektiver Messung.
Schaut man diese Veränderungen an, kann man durchaus zu folgendem Schluss kommen: Da die US-Regierung die Inflation nicht kontrollieren konnte, hat sie letztlich Einfluss darauf genommen, wie Inflation zu messen ist. Ein Schelm, wer hier Böses denkt.
Nebenwirkungen ohne Packungsbeilage 😵
Eine verzerrte Darstellung der Inflation hat aber auch weitere Nebenwirkungen. So wird etwa das Bruttoinlandsprodukt grösser dargestellt als dies tatsächlich der Fall ist; schliesslich setzt sich das BIP aus Wachstum minus Inflation zusammen. Setzt man in diese Rechnung die Inflationszahlen ein, wie sie ursprünglich berechnet wurden, so zeigt sich für die USA der vergangenen 20 Jahre ein Bild mehrheitlich negativer BIP-Entwicklung. Und dies trotz den starken Produktivitätsgewinnen, welche wir durch die technologische Entwicklung erfahren haben. Auch hier liegt die Vermutung nahe, dass staatliche Eingriffe, wie man sie in den USA in dieser Zeitspanne erlebt hat, der Gesellschaft und dem Wohlstand auf allen Ebenen massiven Schaden zugefügt haben.
Hatte die USA eigentlich ein negatives Wachstum?
Diese Ausführungen lassen vermuten, dass auch wenn der Consumer Price Index ein allgemein anerkanntes und häufig verwendetes Hilfsmittel zur Feststellung des aktuellen Zustandes der US-Wirtschaft ist, es dessen Aussagekraft dennoch mit einer gewisser Vorsicht zu geniessen gilt.
Geht man davon aus, dass neben dem im CPI nicht abgebildeten Verlust der Kaufkraft in Bezug auf Vermögenswerte (z.B. Immobilienpreise) auch die Kaufkraft in Bezug auf die im CPI inkludierten Alltagsgüter höher ausfällt als durch den CPI angegeben, so lohnt es sich durchaus, den Blick auf Bitcoin zu richten. Gerade in Zeiten wie diesen erscheint das auf maximal 21 Millionen BTC festgesetzte, disinflationäre Angebot von Bitcoin eines der attraktivsten Rettungsboote gegen eine fortschreitend entwertende Geldpolitik zu sein.
Hat da jemand, in Anbetracht der gewaltigen Geldschwemme, etwa nach der rettenden Arche gerufen? 😱
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