Spezialausgabe: Ethereum erfindet sich neu - ein weiteres Mal
US-Zwischenwahlen - gut oder schlecht?, Bitcoin in Action, neue 1-Dollarnote, Soulbound Tokens, Ethereums Mammut-Upgrade
Let’s gooo 🎢 Was dich heute erwartet:
Kenntnis-Level : 🟢 Einsteiger | 🟡 Fortgeschritten | 🔵 Experte
Market Update: Kommt Zeit, kommt ….? 🟢
Bitcoin in Action in Argentinien 🟢
US-Notenbank präsentiert neue 1-Dollarnote 🟢
Soulbound Token (SBTs) – Die Zukunft Ethereums? 🟡
Ethereum und das Mammut-Upgrade🟡
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🟢 Market Update: Kommt Zeit, kommt ….?
geschrieben von Pascal Hügli
Im Kryptomarkt nichts Neues. Noch immer bewegt sich der Bitcoin-Preis in der engen Spanne zwischen 28k und 31k. Auch gehen die Erwartungen über den weiteren Verlauf diametral auseinander.
Wer hat recht? Die US-Zwischenwahl-Hausse steht bevor vs. der richtige Absturz kommt erst
Die einen sehen eigentlich nur bärische Anzeichen und sind der Überzeugung, dass der Markt bald zu einer letzten Korrektur ansetzen wird. Andere glauben, dass es eher in die andere Richtung gehen dürfte. Wie also können die Meinungen so stark auseinandergehen?
Der Grund sind unterschiedliche Zeitfenster. Trader handeln stets basierend auf eigens gewählten Zeitrahmen. Das heisst: Jemand kann mittelfristig bullisch eingestellt sein, und gleichwohl kurzfristige Preiskorrekturen erwarten. Oder eben umgekehrt. Es gilt: Entscheidend ist, welches Zeitfenster man wählt.
Wer sich auf Twitter somit gerade bullisch äussert, hat sehr wahrscheinlich die Zwischenwahlen (Midterms) in den US auf dem Schirm. US-Zwischenwahlen haben bei Aktien jeweils für eine überdurchschnitttliche Rendite gesorgt und das seit 1933! Es ist diese Zahl, die einige Investoren und Trader dazu anhält, auch dieses Mal nicht gegen die Statistik zu handeln wollen:
Die These über die Midterms-Rally erhält zudem weiteren prominenten Zuspruch. Arthur Hayes, Mitgründer der ersten Bitcoin-Derivatebörse BitMEX, wird für einen der grössten Insider - im Positiven wie im Negativen - der Kryptowelt gehalten. Mit seinen regelmässigen Blog-Beiträgen hält er Krypto-Twitter in Bann und alles liest gespannt mit, vor allem dann, wenn er konkret wird.
In seinem neusten Beitrag (erschienen am 2. Juni) beschreibt er die Zwischenwahlen als Wendepunkt. Je näher diese komme, desto stärker sind die Politiker unter Druck. Denn seit Monaten bereits schwinden die Reallöhne (adjustiert um die Inflation) in den USA.
Wegen der hohen Inflationsrate sinken die realen wöchentlichen Lohneinkünfte seit Monaten.
Hayes spekuliert, dass man die Inflation und damit die prekäre Lohnsituation bis zu den Wahl nicht wirklich in Griff bekommen wird – nicht zuletzt aufgrund der exogenen Russland-Ukraine-Situation. Um aber eine Abstrafung vonseiten der Wähler zu verhindern, wird man von politisch-technokratischer Seite darauf hinarbeiten müssen, die Menschen über Subventionen und dergleichen zu unterstützen, so Hayes.
Doch wie aber will der Staat dafür bezahlen? Hayes argumentiert, dass es die Regierung natürlich nicht über Steuern tun kann, sondern aufgrund des wachsenden Haushaltsdefizit die Ausgabe weiterer Staatsanleihen erforderlich sein wird. Da in einem Bärenmarkt aber kaum jemand diese Staatsanleihen kaufen will, wird die US-Zentralbank einmal mehr in die Bresche springen müssen. Für Hayes wird dies den Zeitpunkt markieren, an dem sich das Blatt wenden und Risikoassets – allen voran Krypto – wieder anziehen werden.
Was sich nach einer vernünftig unvernünftigen Theorie anhört, ist und bleibt eine Theorie. Ob sich diese bewahrheiten wird, weiss niemand. Dass verschiedene andere Investoren und Trader auf die Richtigkeit dieser Theorie pokern, dafür könnte auch folgende Tatsache hinweisen:
Bereits seit Wochen steigen die Long-Positionen auf der US-amerikanischen Kryptobörsen Bitfinex. Die Frage ist: Verheisst das Gutes oder nicht? Denn entweder steigt der Bitcoin-Preis tatsächlich und die Positionen sind im Plus oder es geht in die andere Richtung bis es zu einer neuerlichen Liquidationskaskade kommt, die dann den Bitcoin-Preis noch tiefer stürzen lassen wird. Kommt Zeit, kommt Rat?
🟢 Bitcoin in Action in Argentinien
geschrieben von Pascal Hügli
Seit ein paar Wochen befindet sich ein Teil des Teams von Insight DeFi in Buenos Aires, Argentinien. In Europa und der Schweiz kennen wir das Land am Südspitz von Lateinamerika vor allem für seine Fussballkünste oder aber für seine viel gerühmten Steakhouses. Don Julio beispielsweise ist unter den besten Restaurants der Welt.
Argentinien ist aber auch für weniger Positives bekannt: Inflation. Während in der westlichen Welt das Thema “Inflation” erst vor ein paar Monaten wieder etwas in den Fokus gerückt ist, ist die Geldentwertung hier stetiger Begleiter. Allein für 2022 liegt die jährliche Inflation bereits bei 51.3%. Bei unseren Restaurantbesuchen bekommen wir diese hautnah zu spüren:
Menükarte März 2022 Menükarte Mai 2022
Man vergleiche die Preise. Notabene liegen zwischen den beiden Karten nur zwei Monate.
Der grösste Lapsus ist uns am ersten Tag widerfahren. Nachdem wir online nach einem Restaurant Ausschau gehalten hatten und uns aufgrund der verlockend günstigen Preise für eine Sushi-Restaurant entschieden hatten, erwartete uns im Restaurant selbst die böse Überraschung. Nicht 4.5 Franken kostete eine Sushi-Rolle an zehn Stück, sondern 45 Franken! Zuhause angekommen warfen wir nochmals einen Blick auf die im Internet fotografierte Menükarte und das erklärte alles: Die Karte war aus dem Jahr 2019. In nur drei Jahren hatten sich die Preise also verzehnfacht!
Die Dollar Blue Rate
Bezahlt hatten wir den Spass mit unserer Revolut-Kreditkarte, so hatten wir wenigstens einen vorteilhaften Wechselkurs. Das glaubten wir zumindest. Als wir ein paar Stunden später einen in Argentinien lebenden US-Amerikaner kennenlernten, riet er uns strengstens davon ab, in Argentinien auch nur einmal die Kreditkarte zu zücken. Viel sinnvoller wäre es, alles mit Bargeld zu bezahlen, weil sich dieses viel günstiger erwerben liese, so der US-Amerikaner.
Was er damit meinte, ist die Tatsache, dass es in Argentinien zwei unterschiedliche Wechselkurse gibt: einmal der offizielle und einmal der inoffizielle. Der offizielle Dollar-Kurs liegt meistens bei ungefähr 118 zu 1. Das heisst: Für einen Dollar kriegt man 118 argentinische Pesos. Diesen Wechselkurs kriegt man auch, wenn man mit Kreditkarte bezahlt. Der inoffizielle Dollar-Kurs hingegen befindet sich bei ungefähr 201 zu 1, auch Dollar Blue Rate genannt. Wer sich also über den inoffiziellen Markt, also den Schwarzmarkt, Dollars besorgt, kriegt für einen Dollar fast das Doppelte an Pesos!
Links der inoffizielle Dollar-Kurs, recht der offizielle.
Möglich ist dieser gewaltige Kursunterschied aufgrund der allgemeinen Dollar-Knappheit im Land. Aufgrund der stetigen Inflationierung des argentinischen Pesos will kaum jemand in der lokalen Staatswährung sein Geld sparen. In grösseren Mengen gehortet werden die Dollar allerdings vor allem vom Staat, der Zentralbank und den Banken. Der Mann und die Frau auf der Strasse sind offiziell an Kapitalverkehrskontrollen gebunden.
An Dollar zu kommen ist eine schwierige Angelegenheit. So wurde uns berichtet, dass wer remote für eine Firma im Ausland arbeitet, aufpassen muss, dass sein in Dollar bezahlter Lohn nicht durch die Banken, allen voran die argentinische Zentralbank, mittels “Steuer” auf den eigentlichen offiziellen Wechselkurs gestutzt wird. Aufgrund solcher Tatsachen ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Menschen hier vor Ort einen derart günstigen Wechselkurs für ihre argentinischen Pesos bieten, um so an Dollar zu kommen.
Krypto sei Dank!
Natürlich haben auch wir nach Händler gesucht, die uns diese Dollar Blue Rate bieten. Doch war die Suche noch unsere geringste Herausforderung, da es verschiedene Wechselstuben (Cuevas) und zahlreiche Geldwechsler (Arbolitos) gibt. Wie aber wollen wir Dollar wechseln, die wir überhaupt nicht haben? Als Notgroschen hatten wir lediglich 150 Dollar mitgenommen.
Wie also kriegen wir Dollar? Am einfachsten natürlich über die Blockchain mittels sogenannter Stablecoins. USDT, USDC, BUSD oder wie sie alle heissen. Aber würde der einfache Geldwechsler auf den Strassen von Buenos Aires diese entgegennehmen? Nein, nicht er, wohl aber junge Argentinier, welche sich mit diesen neuen Kryptowährungen auskennen. Schon bald also fanden wir zahlreiche Bitcoin- und Kryptoaffine Argentinier, die uns noch so gerne ihre argentinischen Pesos gegen Stablecoins tauschten.
Kryptowährungen waren also nicht nur für uns als “Touristen” äusserst hilfreich, sie sind auch für Argentinier ein Segen. In mehr als nur einem Gespräch mit der lokalen Bevölkerung vor Ort haben wir immer wieder folgendes Argument gehört: Bitcoin ermöglicht es den Menschen in Argentinien, sich in einem noch nie dagewesenen Ausmass von ihrer inflationsgeplagten Währung zu lösen.
Gleichzeitig erlauben Kryptowährungen - allen voran die Stablecoins - eine Anbindung an die globale Wirtschaft, von der man als Argentinier sonst für gewöhnlich ziemlich isoliert ist. Nicht nur wollen Ausländer kaum mit Argentiniern geschäften, wenn sie dafür über den Pesos gehen müssen. Auch die Regierung Argentiniens erschwert das Geschäften mittels Devisenbeschränkungen.
Dank Kryptowährungen, welche auf unabhängigen neuen Kernbankensystemen laufen, den sogenannten öffentlichen Blockchains, können willige Argentinier, die sich in die globale Wirtschaft einklinken wollen, kaum daran gehindert werden.
Bitcoin auf dem Vormarsch
Noch sind es vor allem die jüngeren Generationen, welche auf Krypto umsatteln. Wenn auch das Gros immer noch mittels physischer Dollar-Noten der landesweiten Inflation zu entfliehen versucht, macht Bitcoin auf sich aufmerksam. So findet sich sogar in der U-Bahn häufig Werbung für die Kryptowährung:
“Besiege die Inflation, kaufe Bitcoin.” So lautet der Slogan von Satoshi Tango, einer der ältesten Bitcoin-Wechselstuben in Argentinien.
Ein äusserst populärer Service bietet Lemon Cash. Die Kryptohandelbörse macht es möglich, Bitcoin, Ethereum oder Stablecoins zu kaufen. Gleichzeitig, und darum ist Lemon Cash so beliebt, bietet die Exchange auch eine Debitkarte mit Bitcoin-Cashback an. Von vielen Nutzern haben wir gehört, dass sie viel lieber diese Karte nutzen und Bitcoin - also eigentliches Geld, so deren Aussage 👀 - erhalten, als dass sie sonstige Loyalty-Punkte sammeln, die sie nur eingeschränkt nutzen können.
Gewiss, wie viele populäre Bitcoin-Dienstleister ist auch Lemon Cash “custodial”, was bedeutet, dass man die Kryptowährungen nicht selbst hält. Der Schritt von einem Custodial-Setup zu einem Non-Custodial-Setup, wo man Herr seiner eigenen Kryptos ist, dürfte aber nicht mehr so weit sein, wenn man einmal mit dem Bitcoin-Virus infiziert worden ist. Vor allem nicht in einem Land wie Argentinien.
Der grösste Bitcoin-Pizza-Day-Event der Welt
Die Begeisterung für Bitcoin ist jedenfalls ungebrochen, auch jetzt, wo die Kurse im Keller sind. Beweis dafür war der Bitcoin-Pizza-Day vergangenen Sonntag. Dieser Tag wird in der Kryptowelt bereits wie ein Feiertag gehandelt. Grund dafür ist, dass am 22. Mai 2010 erstmals Bitcoin (10’000 um genau zu sein) gegen eine physische Ware (2 Pizzen um genau zu sein) getauscht wurde und dieser Tausch auch dokumentiert ist.
In Buenos Aires wurde für dieses Ereignis der weltweit grösste Bitcoin-Pizza-Day-Event angekündigt. Wie durch die Veranstalter online vermeldet, wurden über 1’200 Menschen zur Veranstaltung erwartet.
Dass der Event tatsächlich gut besucht sein wird, merkten wir, als wir am Veranstaltungsort ankamen. In einer meterlangen Warteschlange standen mehrheitlich junge Leute, die alle auf Einlass warteten.
Der Event selbst hatte dann eher wenig mit Bitcoin zu tun. So waren eine NFT-Firma präsent, deren NFTs an einem Event gemintet werden konnten und dann auf der Blockchain als “Proof-of-Attendance” existieren, also als Beweis der Anwesenheit gelten. Ebenfalls vor Ort waren Krypto-Gaming-Firmen oder auch ein Emittent eines Coins, der gegen Bier getauscht werden konnte.
Wenn auch alles nicht sonderlich originell, so war es doch spannend, an einem Sonntagabend so viele junge Leute an einer Krypto-Veranstaltung zu treffen.
🟢 US-Notenbank präsentiert neue 1-Dollarnote
geschrieben von Pascal Hügli
Die US-Notenbank hat soeben die neue 1-Dollarnote präsentiert.
Auf Twitter wird dieser Tage über eine Tatsache gespottet, die eigentlich tragisch ist. So postet Altcoin Daily: Die US-Notenbank hat soeben ihre neue 1-Dollarnote präsentiert. Auf dem Bild ist dann zwar eine 20-Dollarnote ersichtlich, doch dürfte deren Kaufkraft aufgrund der US-Dollar-Inflationierung in Zukunft vielleicht tatsächlich einmal nur noch einem US-Dollar entsprechen.
🟡 Soulbound Token (SBTs) – Die Zukunft Ethereums?
geschrieben von Manuel Jungen
Anfang Mai veröffentlichte Ethereum Mitgründer Vitalik Buterin als Co-Autor ein Paper, in welchem Soulbound Tokens (kurz SBTs) als die Zukunft Ethereums beschrieben wurden. Doch was genau sind Soulbound Token?
In seiner heutigen Form dreht sich Web3 primär um transferierbare Vermögenswerte und nicht um die Kodierung von Vertrauensbeziehungen. Wenn man bedenkt, dass Vertrauen und Reputation in den wirtschaftlichen Beziehungen der «realen» Welt ein Grundstein für die meisten Transaktionen darstellen, so stellt sich die Frage nach einem Äquivalent in der Welt von DeFi und Blockchain.
Reputation vs. Anonymität
Hier stossen wir auf einen Konfliktpunkt: zum einen soll die DeFi-Welt uneingeschränkten und diskriminierungsfreien Zugang zu Finanzleistungen bieten, zum anderen erschwert die Anonymität bzw. die fehlende Reputation die effiziente Durchführung gewisser Dienstleistungen.
Ein gutes Beispiel dafür ist etwa die Kreditvergabe. Diese erfolgt oftmals überkollateralisiert. Als Kreditnehmer hinterlege ich bspw. meine BTC im Aave-Protokoll als Sicherheit und kann dagegen einen Kredit aufnehmen. Dieser Kredit wird allerdings tiefer sein, als die hinterlegte Sicherheit, weshalb man von einer Überkollaterialisierung spricht . Maximal effizient ist das nicht. Eine Reputation on-chain, welche dem Kreditvergeber die Sicherheit gibt, dass es sich bei der Gegenpartei um einen zuverlässigen Kreditnehmer handelt, würde die Möglichkeit des unterkollateralisierten Kredits schaffen. Also Sicherheit < Kredit 🡪 mehr Kapitaleffizienz.
Nur so nebenbei: Erste dezentralisierte Kreditprotokolle, die eine Kreditaufnahme ohne Überkollateralisierung ermöglichen, gibt es bereits. Hier eine Auswahl für Interessierte:
TrueFi: Das Protokoll ist ein On-Chain-Kapitalmarkt für unbesicherte Kreditgeschäfte
Goldfinch: Das Protokoll soll nachhaltige Stablecoin-Renditen ermöglichen, welche wirtschaftlicher Aktivität aus der realen Welt entspringt.
Maple Finance: Das Protokol repräsentiert ein dezentralisiertes Kreditprotokoll für Krypto-Institutionen.
Erhöhte Transparenz dank SBTs
Aber zurück zur eigentlichen Frage: Soulbound-Tokens sind nun nicht transferierbare und gleichzeitig durch den Herausgeber widerrufbare Token. Durch SBTs können off-chain (also aus der «realen Welt») Bescheinigungen, wie etwa Zertifikate und andere Beglaubigungen, auf der Blockchain repräsentiert werden.
Neben SBTs existieren sogenannte Souls». Eine Soul ist ein Account oder ein Wallet in welchem SBTs gehalten werden. Die verschiedenen SBTs, welche in einer Soul gehalten werden, können folglich genutzt werden, um eine Identität in Web3 abzubilden.
Beispiel wie eine Soul inkl. SBTs aussehen könnte – hier wird etwa der Besuch an verschiedenen Krypto-Events durch Token beglaubigt.
Die dadurch entstehenden Möglichkeiten sind enorm. Die bereits oben angesprochene Möglichkeit der unterkollateralisierten Kreditvergabe könnte etwa massiv erleichtert werden durch SBTs, welche Bildungsqualifikation, beruflicher Werdegang, vergangene Kredite oder Mietverträge on-chain festhalten und dem Kreditgeber somit eine verifizierbare Abbildung aller relevanten Informationen zur Bonität des Kreditnehmers liefern.
Kredite könnten etwa solange als nicht-transferierbare, aber widerrufbare SBTs on-chain repräsentiert werden, bis der Kreditnehmer diese zurückbezahlt hat. Bei Rückzahlung kann dann etwa der SBT geburned werden oder ein neuer SBT erschaffen werden, welcher beweist, dass der Kredit zurückbezahlt wurde. Somit kann sich der Kreditnehmer für künftige Kreditaufnahmen als vertrauenswürdige Partei ausweisen.
→SBTs haben das Potenzial, die Dezentralisation von Kreditvergabe-Märkten massiv voranzutreiben.
Reputation und Authentizität
Desweiteren kann durch SBTs etwa auch ein NFT-Künstler seine Rolle als tatsächlicher Erschaffer beweisen, indem er das NFT aus seiner Soul herausgibt. Potentielle Käufer können dann anhand der SBTs in der Soul des Künstlers erkennen, dass es sich dabei tatsächlich um den angegebenen Künstler handelt.
Souls könnten also genutzt werden, um on-chain eine verifizierbare Reputation aufzubauen. Die Konsequenzen davon reichen weit über den Kunst- oder Kredithandel hinaus. Durch Souls können Transaktionskosten überall dort verringert werden, wo sie bei der Überprüfung von Authentizität, Reputation oder tatsächlich vorhandener Knappheit (etwa bei NFTs) eines Gutes entstehen.
Anreize durch SBTs - SBTs zur Formung einer Community
Bisher wurden Web3-Communities oftmals durch Tokenverkäufe bzw. Airdrops geschaffen. Vor allem Airdrops wurden aber in jüngerer Zeit immer häufiger Opfer sogenannter Sybil-Attacken: Mithilfe von Bots wurde oftmals versucht, unfaire Vorteile zu erlangen, indem “Angreifer”den Airdrop eines Protokolls auf bspw. 1000 verschiedenen Adressen zu erhalten versuchten.
Eine interessante Lösung hier wären sogenannte Souldrops. Damit könnten bspw. neue Token eines Protokolls an diejenigen Souls ausgegeben werden, welche bestimmte SBTs besitzen. Ein Beispiel dafür wäre etwa: Jede Soul, welche mindestens 3 von 5 SBTs besitzt, wobei jeder SBT für die Anwesenheit an einer Konferenz des Protokolls steht.
Zusammenfassend sieht man also, dass SBTs ein spannendes Potential aufweisen. Die Verknüpfung von SBTs und individuellen Souls führt zu mehr Transparenz und tieferen Transaktionskosten. Dies ist ein weiterer Schritt zur Optimierung der DeFi-Welt. Es lebe der Fortschritt.
“Jede Regel hat seine Ausnahme – gewisse allgemein bekannte Tatsachen benötigen keine on-chain Beweise”. Manuel, Research Analyst bei InsightDeFi.
🟡 Ethereum und das Mammut-Upgrade
geschrieben von Pascal Hügli
Die Kryptomärkte taumeln derzeit vor sich hin. Die Preise haben mächtig nachgelassen, und mit ihnen das Interesse. Das zeigen die Daten auf Google Trends: Suchanfragen für die Begriffe «Bitcoin» oder «Crypto» sind arg gesunken. Das Desinteresse an Kryptos verspüren auch die grossen Börsen. So ist das Handelsvolumen von Privatanlegern auf der populären US-amerikanischen Handelsbörse Coinbase in Q1 2022 im Vergleich zu Q4 2021 um 58% gesunken.
Die Frage, die sich stellt: Soll man es als Anleger der grossen Menge gleichtun und den Kryptowährungen vorerst den Rücken zukehren? Wie diese Frage zu beantwortet ist, hat natürlich jeder Investor für sich selbst zu entscheiden. Fakt ist aber: Die Mühlen der Krypto-Welt werden unaufhaltsam weiterdrehen.
Allen voran Ethereum, das zweitgrösste Kryptoasset nach Marktkapitalisierung, steht vor einem monumentalen Upgrade. Dieses soll gewissermassen zur Generalüberholung der bestehenden Ethereum-Blockchain führen, weshalb das Upgrade von einigen als der bisher wichtigste Meilenstein in der Geschichte Ethereums angesehen wird.
Worum geht es?
Noch immer wird im Zusammenhang mit diesem Ethereum-Upgrade von Ethereum 2.0 geredet. Die Ethereum Foundation selbst hat diesen Begriff allerdings Anfang dieses Jahres aufgeben. Das Ziel dabei ist es, zu signalisieren, dass das bestehende Ethereum-Netzwerk ein tatsächliches Upgrade durchlaufen und nicht auf ein neues Netzwerk migrieren wird.
Nach dem Upgrade wird Ethereum konzeptionell in zwei verschiedene Ebenen zu unterteilen sein:
Ausführungs-Ebene (Execution Layer ehemals Ethereum 1)
Konsens-Ebene (Consensus Layer ehemals Ethereum 2)
Auf der Ausführungs-Ebene werden die Instruktionen entgegengenommen und als Smart Contracts mittels Transaktionen als Output ausgeführt. Die darunterliegende Konsens-Ebene sorgt dafür, dass in Bezug auf diesen Output jederzeit ein vollständiger Konsens herrscht und dieser zulässig ist.
Bereits heute existieren diese beiden Ebenen. Die Konsens-Ebene wird Beacon Chain genannt und ist am 1. Dezember 2020 live gegangen. Seit diesem Zeitpunkt findet die Konsens-Findung auf diesem Layer basierend auf dem Proof-of-Stake-Mechanismus statt. Ende Mai 2022 sind über 13 Millionen Ether von beinahe 400'000 verschiedenen Validatoren gestakt. Noch sichert deren Konsens allerdings keine Transaktionen, weshalb diese Ether auch noch nicht «entstakt» werden können.
Mit dem bevorstehenden Update soll sich das ändern. Ausführungs-Ebene (Ethereum 1) und Konsens-Ebene (Ethereum 2) sollen unwiderruflich fusioniert werden. Dieses Ereignis wird deshalb «the Merge» genannt. Die Fusion von Ausführungs-Ebene und Konsens-Ebene wird schliesslich das aufgerüstete Ethereum-Netzwerk begründen und das Ende von Proof-of-Work für Ethereum bedeuten. Aktuell basiert Ethereum noch auf dem gleichen Konsens-Mechanismus wie Bitcoin. Ist der Merge vollzogen, wird Ethereum eine reine Proof-of-Stake-Blockchain sein.
Quelle: https://ethereum.org/en/upgrades/
Die Proof-of-Stake-Migration ist jedoch nicht das Endziel. In einer letzten essentiellen Phase soll das sogenannte Sharding implementiert werden. Dieses soll der Skalierung des Ethereum-Netzwerkes dienen. Dabei will man möglichst so skalieren, dass die Skalierbarkeit nicht auf Kosten der Dezentralität des Netzwerkes geschieht.
Wie das Sharding-Upgrade im Detail aussehen wird, darüber herrscht noch keine Klarheit. Vor 2023 wird dieser Schritt auch noch nicht priorisiert. Ursprünglich war die Vorstellung, dass die Transaktionslast von Ethereum auf 64 neue Shard Chains aufgeteilt werden. Durch diese horizontale Aufteilung sollte die Überlastung des Ethereum-Netzwerkes im Vergleich zum gegenwärtigen Zustand reduziert werden. Nicht nur sollte die derzeitige Limitierung von 15-45 Transaktionen pro Sekunde überwunden werden, auch die Netzwerk-Transaktionsgebühren sollten durch das Sharding gesenkt werden.
In der Zwischenzeit scheint man bei Ethereum jedoch auf die Skalierung mittels Rollups (wir haben hier darüber berichtet) umgestellt haben. Ohne hier ins Detail gehen zu können: Einfach gesagt sind Rollups eine Skalierungs-Lösung, bei welcher Transaktionen off-chain gebündelt und komprimiert werden, bevor sie auf dem Konsens-Layer verifiziert werden. Mehrere Transaktionen werden so zu einer on-chain-Transaktion zusammengefasst. Die Skalierung soll als nicht mehr über eigentliche Shards, sondern mittels Rollups geschehen.
Wie es der gesamte strategische Fahrplan nach dem Merge vorsieht, sollen rund um das Skalierungsvorhaben noch ergänzende Weiterentwicklungen dazu kommen. Eine Verbesserung soll sein, dass Full Nodes nicht die Speicherleistung für die gesamte Transaktionshistorie aufbringen werden müssen. In Zukunft sollen diese nur noch die Transaktionshistorie, die weniger als ein Monat alt ist, speichern. Da Full Nodes jene Entitäten sind, welche die Konsens-Regeln und damit die Spielregeln im Ethereum-Netzwerk durchsetzen, soll diese Verbesserung die Dezentralität von Ethereum steigern, da durch die verminderten Anforderungen potenziell mehr Full Nodes dazustossen werden können.
Besser als Bitcoin?
Eine häufig gestellte Frage ist, ob Ethereum nach den Upgrades besser sein wird als Bitcoin. Eine Antwort auf diese Frage hängt letztlich von der subjektiven Bewertung der Differenzen ab. Neben anderen Streitpunkten steht vor allem die Debatte zwischen Proof of Work und Proof of Stake im Vordergrund. Für die Ethereum-Anhänger soll Ethereum mit dem Übergang zu Proof-of-Stake sicherer werden.
Aufseiten der Bitcoiner wird angezweifelt, ob Ethereum als Blockchain-Netzwerk tatsächlich an Sicherheit gewinnt. Ähnlich wie Proof-of-Work hat auch Proof-of-Stake zahlreiche Attackvektoren, nur sind diese für ein Netzwerk von der Grösse von Ethereum noch kaum erprobt. Dass die Sicherheit mit diesem Wechsel gesteigert wird, ist demnach nicht garantiert, so die Bitcoin-Seite.
Klar scheint, dass Ethereum nach den Upgrades dem allgemeinen Verständnis nach in Sachen Skalierbarkeit und Umweltfreundlichkeit die Nase vorn haben dürfte. Mit dem Wegfall des Minings wird sich Ethereums Energieverbrauch um 99.95% verringern. Damit wird dieser nicht nur um Welten kleiner sein als derjenige von Bitcoin, sondern auch den Verbrauch von traditionellen Zahlungssystemen in den Schatten stellen.
Für Bitcoiner überzeugen jedoch auch diese Argumente nicht. Deren Ansicht nach bringt eine skalierende sowie umweltfreundliche Blockchain nichts, wenn ihr aufgrund eines unerprobten Konsens-Mechanismus die Sicherheit abhanden käme.
Eine Angebotsreduktion sondergleichen
Auf der Seite von Ethereum glaubt man, dass sich diese Argumente als wenig stichhaltig erweisen werden. Vielmehr weist man auf die Tatsache hin, dass Ether nach dem Merge Staking-Rewards von bis zu 9% abwerfen könnte. Und selbst wenn die reale Rendite niedriger ausfallen dürfte, wird Ether dennoch zu einem der wenigen, liquiden Vermögenswerten werden, die in der aktuellen renditearmen Welt positive Erträge generieren.
Auch soll sich die jährliche Emission von Ether drastisch reduzieren. Gegenwärtig liegt die Neuschaffung auf das Jahr hochgerechnet bei ca. 4'950'000 Ether. Mit dem Proof-of-Stake-Algorithmus soll diese auf ungefähr 650'000 fallen – mehr als 7½ mal weniger also. Und weil diese Reduktion insgesamt etwa drei Bitcoin-Angebotshalbierungen entspricht, sprechen Ethereum-Anhänger auch vom sogenannten Triple-Halvening.
Doch das ist nicht alles. Aufgrund eines Upgrades, das Ethereum im August 2021 durchlaufen hat, könnte Ether nach dem Merge dereinst sogar deflationär werden. Mit dem EIP-1559-Upgrade hat Ethereum nämlich einen sogenannten Burn-Mechanismus eingeführt. Je stärker Ethereum genutzt wird, desto mehr Ether werden zerstört. Werden nach dem Wechsel zu Proof of Stake also weniger Ethereum produziert als vernichtet, wird eine Deflation Tatsache sein. Natürlich müsste die Nutzung des Ethereum-Netzwerkes hochbleiben, damit dementsprechend Ether vernichtet werden. Eine berechtigte Frage ist: Wird das Ethereum-Ökosystem noch rege verwendet werden, wenn niemand seine potenziell deflationären Ether ausgeben will?
Wann wird das alles Realität?
Spekulationen über Spekulationen. Und diese existieren rund um Ethereum zuhauf. Die allergrösste dreht sich darum, wann denn das Merge-Upgrade und mit ihm der Wechsel zu Proof of Stake tatsächlich Realität werden wird.
Am 8. Juni wird mit dem Ropsten Testnet eines der wichtigsten Ethereum-Testnetzwerke das Merge-Upgrade implementieren. Ropsten gilt als dasjenige Testnetzwerk, das dem Hauptnetzwerk von Ethereum am ähnlichsten ist. Mit diesem Schritt wird man also weitere wichtige Erkenntnisse für den eigentlichen Mainnet-Launch gewinnen können.
Wann dieser effektiv über die Bühne gehen wird, ist unklar. Während einige auf den August spekulieren, glauben andere, dass die Lancierung noch bis Q4 von diesem Jahr dauern könnte. Sicher ist: Da es in der Software-Entwicklung stets Unwägbarkeiten gibt, dürfte zum heutigen Zeitpunkt noch niemand das genaue Lancierungsdatum wissen – nicht einmal die Ethereum-Kernentwickler selber.
Abschliessendes zur Investorensicht
Was hat das nun für den Investor zu bedeuten? Wer nicht an die Sicherheit und Verlässlichkeit von Proof-of-Stake im Kontext von Ethereum glaubt, wird dem Merge wenig abgewinnen können. Wer jedoch davon überzeugt ist, dass sich Ethereum mit dieser Neuerfindung nicht zuletzt vor dem Hintergrund des derzeit populären Umweltnarrativs einen Gefallen tut, der dürfte das bevorstehende Update positiv bewerten.
Möglich ist, dass verschiedene institutionelle Investoren letztere Ansicht teilen werden. Nicht nur wird ihnen Ether ein ESG-konformes Investment mit Rendite bieten, sondern erstmals nach der bekannten Discounted Cash-Flow-Bewertungsmethode zu bewerten sein. Letztere ist beliebt und verhilft Institutionen dabei, zig Milliarden an Vermögen in Vermögenswerte zu lenken. Dass Ether gemäss diesem Bewertungsmodell derzeit arg unterbewertet ist, wie es verschiedene Experten vorrechnen, könnte also durchaus als Katalysator wirken.
Ebenfalls ein Katalysator könnte sein, dass unmittelbar nach dem Merge keine neuen Ether auf den Markt kommen werden. Bereits auf der Beacon Chain gestakte Ether sowie alle Art von Staking-Rewards werden noch durch das Protokoll gesperrt sein und voraussichtlich erst ein paar Monate später nach einem weiteren Upgrade periodisch freigesetzt. Konkret bedeutet das: Für eine noch unbestimmt lange Zeit werden keine neue Ether auf den Markt kommen. Es dürfte besonders spannend zu beobachten sein, welche Auswirkungen das in einem Bärenmarkt haben dürfte.
Aber Achtung: In diesen Tagen werden gerade auch Warnungen ausgesprochen. So wird argumentiert, dass der ETHBTC-Chart, der sich in den vergangenen Tagen vor allem zuungunsten Ethers entwickelt hat, ein Signal für ein mögliches Ableben Ethers sein könnte. Das Argument ist: Fällt der Kurs des ETH/BTC-Paars unter das Unterstützungslevel von 0.055, könnte das für Ether preistechnisch bitter enden.
Der Ether-Kurs im Bitcoin-Preis ausgedrückt. Ein wichtiges Unterstützungslevel liegt bei 0.055. Wehe dieses bricht….
Dieser Text ist in leicht anderer Form erstmals beim Payoff Magazin erschienen.