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Video Market Update April, Liquidity Corner: Lass dich nicht täuschen!, Meet our client, Krypto-Selbstverwahrer sind eigentlich Masochisten, Memes
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🟡 Video Market Update April
aufgenommen von Pascal Hügli
Insight DeFi ist mit einem weiteren Video-Markt-Update zurück, indem wir einmal mehr über das aktuelle Makrobild sprechen. Hier ist es die wieder aufkommende Bankenkrise, die für Schlagzeilen sorgt. Wie es scheint, sind die Dinge nicht so gesund und widerstandsfähig wie es die US-Politiker und -Technokraten haben möchten.
Dennoch hat die US-Notenbank gerade die Zinsen um weitere 25 Prozentpunkte angehoben und hält an der Inflationsbekämpfung fest. Wir sprechen über Gegen- und Rückenwind für BTC, schauen uns an, warum sich die Banken auf den immer deflationärer werdenden Ether einschiessen, warum Memecoins durch BRC-20 Shitcoins auf Bitcoin zum Durchbruch verhalfen haben und was der Mainnet-Start von SUI brachte.
Übrigens: Das Video-Market-Update kommt jetzt auch mit von Youtube automatisch übersetzten deutschen Untertiteln. Viel Spass also.
🟢 Liquidity Corner: Lass dich nicht täuschen!
geschrieben von Pascal Hügli
Ein Blick auf die Zahlen:
Netto-Finanzliquidität in den USA (ohne das Notfall-Kreditprogramm BTFP):
21. April (vergangene Newsletter-Ausgabe): $5’273 Billionen
05. Mai (heutige Newsletter-Ausgabe): 5’370 Billionen
↗️Zunahme von $97 Milliarden
Netto-Finanzliquidität in den USA (mit dem Notfall-Kreditprogramm BTFP):
21. April (vergangene Newsletter-Ausgabe): $5’992 Billionen
05. Mai (heutige Newsletter-Ausgabe): $6’073 Billionen
↗️Zunahme von $81 Milliarden
Über die vergangenen zwei Wochen hat die Gesamtliquidität im US-Finanzsystem zugenommen. Die Gesamtbilanz der US-Notenbank, Reverse Repo Programme sowie der US-Treasury General Account haben alle abgenommen. Wichtig: Die Netto-Finanzliquidität hat zugenommen, weil die Abnahme der Fed-Bilanz durch die anderen beiden Faktoren mehr als kompensiert werden konnte. Ebenfalls wichtig: Das Bankkonto des US-Staats bei der US-Notenbank (TGA) ist bald aufgebraucht und könnte also schon bald als Liquiditätsbooster wegfallen.
Hier noch die konkreten Zahlen dazu:
Gesamtbilanz* der US-Notenbank:
21. April (vergangene Newsletter-Ausgabe): $8’590 Billionen
03. Mai (heutige Newsletter-Ausgabe): $8’500 Billionen
↙️Reduktion von $90 Milliarden
Reverse Repo Programme in den USA:
21. April (vergangene Newsletter-Ausgabe): $2’290 Billionen
05. Mai (heutige Newsletter-Ausgabe): $2’242 Billion
↙️Reduktion von $48 Milliarden
US-Treasury General Account (Das “Bankkonto” des US-Staats bei der US-Notenbank):
21. April (vergangene Newsletter-Ausgabe): $281 Milliarden
05. Mai (heutige Newsletter-Ausgabe): $188 Billion
↙️Reduktion von $93 Milliarden
*Achtung bei den Gesamtbilanz-Zahlen haben wir einen Lag, weshalb diese 2 Tage hinterherhinken)
Zu den Notfall-Kreditprogrammen
Um die gesamten Liquiditätsflüsse in unserem komplexen Finanzsystem erfassen zu können, gilt es auch immer, die zahlreichen Kreditfazilitäten im Auge zu behalten. Zwei in den USA wichtige Einrichtungen sind das “Discount Window” und das BTFP. Ersteres existiert schon lange, während letzteres von der US-Notenbank erst vor ein paar Monaten geschaffen wurde.
Ihnen beiden gemeinsam ist, dass sich angeschlagene Banken über diese Einrichtungen Notfall-Liquidität beschaffen können. Aufgrund der Geschichte, ist das Discount Window heute stigmatisiert, das heisst, Banken versuchen es so gut wie möglich zu vermeiden. So war es historisch nämlich immer so: Wurde bekannt, dass eine Bank das Discount Window angezapft hat, kam das einem Todesurteil gleich, weil man als Bank damit zugab, tief in den Problemen zu stecken. Ähnliches gilt natürlich für das BTFP. Auch hier ist es so, dass Banken über dieses Vehikel Liquidität nachfragen, wenn sie nicht genügend davon haben.
Über die vergangenen Wochen schien die Aktivität rund um diese beiden Notfall-Krediteinrichtungen abzunehmen. Die Schlussfolgerung vieler: Die Banken dürften doch nicht zu stark unter Stress sein, wie hinlänglich angenommen. Die eben wieder aufkeimende Bankenkrise diese Woche hat jedoch gezeigt, dass wir noch nicht aus dem Schneider sind.
Denn mit ein Grund, weshalb die Zahl der Notfallkredite abgenommen hat, ist, dass nicht alle erfasst worden sind. So sind Kredite an JP Morgan und die FDIC zum Kauf der First Republic Bank nicht durch die beiden Kredit-Einrichtungen ausgewiesen. Rechnet man diese nämlich hinzu, dann ist die Summe der Notkredite eben doch auf $321 Milliarden gestiegen - also um das Dreichfache des Höchststandes der Notkredite im Jahr 2008.
Was lernen wir daraus? Offiziellen Zahlen sollten immer doppelt geprüft sein…
🟢 Schluss mit lustig: Jetzt müssen vertrauensvolle Akteure her!
geschrieben von Pascal Hügli
Jede Krise ist auch eine neue Chance. So auch der gegenwärtige Kryptowinter. Im vergangenen Jahr durch Erschütterungen wie der Terra-Luna-Stablecoin-Kollapse oder das FTX-Fiasko eiskalt erwischt, befinden sich verschiedene Kryptoasset-Anbieter noch immer in Schockstarre. Während einige davon kaum mehr erwachen dürften, glauben andere, für sich Gunst der Stunde zu wittern.
Zu Letzteren zählt sich auch honesto. Das Fintech mit Büroräumlichkeiten in der Schweiz und Liechtenstein hat vor, den derzeit angeschlagenen Markt für Kryptoassets neu aufzumischen. Mit rund 20 Mitarbeitern aus der Schweiz im Rücken, hat sich das 2019 gegründete Start-up über die vergangenen Jahre zu einer funktionierenden Trading-App für Kryptoassets gemausert.
Wo liegen die Risiken?
Ein erster Blick auf die Webseite von honesto verrät: Das Jungunternehmen sieht sich als erste Schweizer Handelsplattform für digitale Vermögenswerte, das den vollen Schutz einer regulierten Schweizer Bank gewährt und damit den Schweizer Rechts-, Regulations- und Sicherheitsstandard in die Kryptowelt trägt.
Doch was genau bedeutet das für einen gewöhnlichen Halter von Kryptoassets? Oder anders gefragt: Welchen Gefahren ist dieser bei der Nutzung vieler anderen Kryptodienstleister denn überhaupt ausgesetzt und welchen genauen Schutz bietet honesto dank seines regulierten Banken-Setups? «Die Risiken lauern vor allem in der Verwahrung, die einem Verlust durch Konkurs, Sicherheitsversäumnis oder Leverage ausgesetzt sein kann», weiss Mike Lüscher, Head of Investor Relations bei honesto. «Werden bei der Verwahrung Sicherheitsrisiken falsch eingeschätzt oder -vorkehrungen gar missachtet, können einem Cyberangriffe und Hacks die Coins der Kunden kosten». Genauso prekär sei die Spekulation mit Kundeneinlagen zur Profitmaximierung, die bei schlechtem Risikomanagement schliesslich im Totalverlust derselben enden kann. «Das ist alles bereits geschehen, wie uns das vergangene Jahr eindrücklich vor Augen geführt hat», bilanziert Lüscher nüchtern.
Kryptos handeln sicher gemacht
All jene Gefahren und Risiken will man bei honesto ausschalten und hier kommt der angesprochene Banken-Setup ins Spiel. «Die digitalen Vermögenswerte sind mehrheitlich in den Schweizer Alpen verwahrt, das heisst, was nicht als Liquidität für das tägliche Geschäft auf der Plattform verweilt, ist in den Bergen gebunkert. Die Verwahrungsanlage ist somit von elektromagnetische Impulsen geschützt, atombombensicher und genügt den weltweit höchsten Sicherheitsstandards. Dieser global vorbildliche Verwahrungsstandard qualifiziert die Kryptoassets darüber hinaus für eine Rückversicherung», erklärt Lüscher. Diese Versicherung der digitalen Vermögenswerte gilt für einen Gegenwert von bis zu 5 Millionen Schweizer Franken pro Fall.
Damit allerdings nicht genug. Als eines der Gründungsmitglieder versichert Lüscher zudem, dass die bei honesto gehaltenen digitalen Vermögenswerte nicht belehnt, nicht gehebelt und auch nicht anderweitig verwendet werden. Dieser Umstand ist letztlich dem Banken-Setup geschuldet. «Bei honesto setzen wir auf die schweizweit grösste Transaktionsbank, die InCore Bank AG. Als reine Transaktionsbank ist das Finma-regulierte Finanzinstitut weder befugt, Kredite zu versprechen noch Hypotheken herauszugeben», betont Lüscher. Auch dürfe die Bank niemals mit Kundeneinlagen am Markt spekulieren. Das macht die InCore Bank zu einer Art Vollreservebank. Und weil die InCore Bank die Grundeinrichtung von Honesto stellt, würden sämtliche Vorschriften und Eigenheiten der Bank auch für das Start-up gelten. Was die Liquidität betrifft, so würden weder die InCore Bank noch honesto ins Schleudern geraten, würden alle Kunden ihre Kryptoassets gleichzeitig abziehen wollen, betont der Krypto-Aficionado.
Aus Kundensicht also gehören die privaten Zugangsschüssel ausschliesslich den Kunden, da honesto diese bei der Bank segregiert. Für Lüscher ist das ein Schlüsselkriterium, denn nur so sind Kundeneinlagen sicher und jederzeit verfügbar. Selbst im Konkursfall von honesto oder InCore Bank AG, sind die digitalen Vermögenswerte eines Kunden nicht betroffen. «Anders als bei einigen anderen Plattformen, fallen die Kryptoassets eines Kunden bei honesto niemals in die Konkursmasse», bekräftigt Lüscher.
Ein letzter wichtiger Punkt hinsichtlich der Verwahrung ist der Bezug zur Schweiz. Die Tatsache, dass die digitalen Vermögenswerte von Kunden in der Schweiz verwahrt sind, lässt diesen auch mit Sicht auf die Politik ruhig schlafen. «Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, in dem es in der Geschichte keine Enteignung von Gold oder anderen Vermögenswerten gab», beteuert Lüscher. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kryptowährungen enteignet werden, sei daher auf historischer Basis geringer als in Deutschland oder den USA. Diese Tatsache gälte es zu berücksichtigen.
Sicherheit versus Totalverlust
Häufig gehen erhöhte Sicherheit und Zuverlässigkeit auf Kosten von Bequemlichkeit und günstigeren Konditionen. «Nicht so bei honesto», argumentiert Lüscher. «Damit sich Nutzer, Käufer und Verkäufer von Kryptoassets nicht mehr unsicheren Marktplätzen aussetzen müssen, haben wir ein Setup geschaffen, das es ihnen erlaubt, an Kryptohandelsbörsen zu handeln, ohne dabei jemals das regulierte und sichere Bankenumfeld verlassen zu müssen – weder mit ihrem Fiat- noch mit ihrem Kryptovermögen», erklärt Lüscher.
So offeriere honesto immer den bestmöglichen Preis aus über 20 der grössten Kryptohandelsmärkte. Laut Lüscher handelt es sich bei dieser Aussage jedoch nicht einfach um eine hohle Phrase. «Dass wir unseren Kunden tatsächlich den bestmöglichen Preis liefern können, liegt an unseren Verträgen mit einem der grössten Market-Maker im Kryptomarkt», führt Lüscher aus. Auch habe man den Vorteil, grössere Orders über den Gesamtmarkt zu verteilen, um so auch höhere Volumen preiskompetitiv abzuwickeln. Honesto biete eine automatisierte, schnelle Kontoeröffnung ab 200 Euro oder Schweizer Franken an, doch zeige die Erfahrung, dass die Nutzer der Trading-App meistens grössere Geldbeträge bewegen, als dies auf anderen Plattformen üblich sei, so Lüscher.
Auf die 1% Handelsgebühren sowie die 0.5% Kosten bei der Verwahrung angesprochen und ob honesto damit kompetitiv sei, argumentiert Lüscher wie folgt: «In der Schweiz kosten die meisten Konkurrenten ähnlich viel oder mehr. Zum Teil viel mehr». International gäbe es günstigere Anbieter, doch definiere man sich nicht über den Preis und die Gebühren, sondern über die Sicherheit. «Was nützt es einem, günstig zu traden, wenn man später trotzdem alles verliert, weil der genutzte Anbieter zu wenig professionell war». Und da man letztlich aus über 20 Kryptohandelsbörsen den besten Preis auswähle, würde das 1 Prozent an Handelsgebühren ohnehin nicht spürbar zu Buche schlagen, so der Mitverantwortliche bei honesto.
«Wertpapier und kein Gutschein»
Zukunftspläne gibt es bei honesto denn auch einige. Mittelfristig möchte man vermehrt in den Bereich der Tokenisierung von aller möglichen Vermögenswerte vordringen. «Das Ziel ist es, dereinst alles zu haben, was Sinn ergibt. Für Kunden wollen wir auch Assets tokenisieren, die wir dann auf der Plattform anbieten können. So können wir nicht nur vom Seed-Capital bis hin zum Listing alles anbieten, sondern ebenso den Zweitmarkt über die App. Es geht hier um eine riesige Wertschöpfungskette», erläutert Lüscher.
Um bei der Dienstleistung «Tokenization as a Service» (TaaS) mit gutem Beispiel voranzugehen, hat man bei honesto bereits einen eigenen Security-Token geschaffen. Dieser ist eine Abbildung eines echten Wertes auf der Blockchain, denn jeder Security Token ist mit einer Aktie von honesto unterlegt, die wiederum im Handelsregister eingetragen ist. Halter eines solchen Security-Tokens von honesto sind demnach dividenden- nicht aber stimmberechtigt. Das Konstrukt gleicht also einem Partizipationsschein.
Wie Lüscher ausführt, war der Prozess einen Security-Token zu lancieren eine Tortur, die mit riesigem Aufwand verbunden war. So wurde der Token nämlich noch vor der Verabschiedung der Schweizer DLT-Vorlage geschaffen und konnte damit noch nicht von einem klaren Rechtsrahmen profitieren, den die im Jahr 2021 neu geschaffene Vorlage heute bietet. Für das Team rund um Lüscher war jedoch von Anfang an klar: «Wir wollten ein Wertpapier und keinen einfachen Gutschein. Das macht uns zum Vorreiter, da wir auch im Zukunftsbereich der Tokenisierung zu den First Movern gehören».
Recht und Ordnung für den Kryptodschungel
Noch sind die Pläne rund um die Tokenisierung aber noch Zukunftsmusik. Unmittelbar geht es nun erst einmal darüber, den Markt von hinten aufzurollen. «Die Firmenkonkurswelle, welche die Kryptowelt derzeit erschüttert, spielt uns in die Hände». So ist Lüscher der festen Überzeugung, dass die Regulation kommt, die Spreu vom Weizen treffen wird und so letztlich nur die regulierten Akteure überleben werden: «Wir erfüllen all die kommenden Auflagen bereits heute und sind somit für die andauernde Bereinigung am Markt bestens positioniert».
Bei honesto glaubt man deshalb, dass man dank der Einhaltung regulatorischer Anforderungen auch im Ausland erfolgreich sein kann – insbesondere dann, wenn die Inflation und Enteignungen den Westen rund um die EU, Grossbritannien oder die USA noch stärker erschüttern sollten. «Die Sonderrolle der Schweiz und Kryptowährungen dürfte in den kommenden Jahren immer offensichtlicher werden. «Mit dem Standort Schweiz und unserer App haben wir eine Lösung geschaffen, mit welcher die Menschen ihren Wohlstand schützen können». Attribute wie Sicherheit, Stabilität, Neutralität und Zuverlässigkeit könnten in Zukunft mehr gefragt sein als jemals zuvor. «Das ist sicherlich gut für uns», schlussfolgert Lüscher.
Aus diesem Grund strebt man bei honesto mit Hochdruck an, direkt Kryptoassets entgegennehmen zu dürfen. «Noch kann man bei uns nur Fiatgeld einbezahlen und damit digitale Vermögenswerte einkaufen. Ende Q2 2023 sollten wir jedoch durch die entsprechende Regulierung befähigt sein, Kryptos direkt anzunehmen», verrät Lüscher. So hat man das Verfahren zum Erhalt einer TVTG-Lizenz in Liechtenstein erfolgreich eingereicht und befindet sich jetzt im Registrationsprozess. Ist die Registrierung erfolgt, wird man sich bei der BaFin anmelden, um so nach Europa gehen zu können. Ebenfalls in Verhandlungen ist honesto mit US-Partnern, um regulierungskonform Amerika ausrollen zu können.
Mike Lüscher:
Mike Lüscher ist Head of Investor Relations bei honesto und Mitgründer derselben Firma. Er hat 25 Jahre Erfahrung im Finanzbereich. Von Private Equity über Fonds und Immobilien, bis hin zum Optionshandel. Seine wahre Passion ist der Verkauf. Mike ist ein begeisternder und überzeugender Salesman.
Schon mit 19 Jahren hat er als Optionshändler angefangen und vor allem über US-Börsen getradet. Der Dotcom-Boom und der darauffolgende Crash haben ihn für die Zukunft geprägt. Genau dieselben Muster und Entwicklungen sah er auch am Kryptomarkt kommen, weshalb er mit Sanela Lüscher die honesto AG gegründet hat.
🟡 Krypto-Selbstverwahrer sind eigentlich Masochisten
Interview von Pascal Hügli mit Tobias Kress
Lieber Tobias, du arbeitest als CTO für die honesto AG und beschäftigst dich in diesem Zusammenhang auch über die Zukunft von Verwahrungslösungen für Kryptoassets. Was kannst du uns dazu sagen?
In Zukunft wird es einerseits von Banken angebotene Lösungen geben, bei denen der Kunde seine Private Keys gänzlich abdelegiert. Andererseits sehen wir den Trend zu sogenannten hybriden Wallets, bei denen der Besitzer zwar den Schlüssel besitzt, doch muss er sich über einen allfälligen Verlust desselben keine Sorgen machen, da eine Art Wiederherstellung angeboten wird.
Was sind hybride Wallets und welche Vorteile bieten sie?
Bei hybriden Wallets handelt es sich um Wallets, bei denen der Besitzer seine Kryptowerte eigenständig verwahren kann und dabei gleichzeitig auf einen Wiederherstellungsmechanismus zählen kann. Der Wallet-Anbieter speichert eine verschlüsselte Kopie des privaten Schlüssels, die nur vom Besitzer entschlüsselt und heruntergeladen werden kann.
Diese verschlüsselte Kopie ist dann aber doch wieder im alleinigen Besitz des Individuum und kann daher verloren gehen oder etwa nicht?
Nein, nicht wenn die verschlüsselte Kopie beispielsweise in Form von biometrischen Daten abgespeichert wird. Diese kann man als Einzelperson schlecht verlieren. Mit einem solchen Setup haben Wallet-Dienstleister eine technische Lösung gefunden, die es einem ermöglicht, effektiv über den privaten Zugangschlüssel selbst zu verfügen, ohne dass man sich direkt darum kümmern muss.
In diesem Bereich gibt es viele spannende Konzepte. So kann neben einem Gesichtsabdruck auch der Pulsschlag eines Menschen zur Verschlüsslungen dienen.
Es gibt viele interessante Herangehensweisen. Ein interessantes Konzept, das ich für meinen früheren Arbeitgeber erarbeitet habe, ist, dass man seine Recovery-Dateien nur mithilfe einer Banküberweisung wieder freischalten kann.
Wie funktioniert das?
Man nutzt die Authentifizierung, die man benötigt, um eine Banküberweisung von einem bestimmten Konto tätigen zu können, als Berechtigung für den Erhalt der eigenen Wallet-Wiederherstellungsdateien.
Welchen Vorteil siehst du bei dieser Lösung im Speziellen?
Ich erachte sie als einen der vielen spannenden Ansätze, mit dem man auf die Nutzung von biometrischen Daten verzichten kann. Solche behagen mir nämlich nicht so.
Warum bist du kein Fan von biometrischen Daten?
Ich bin besorgt darüber, dass die allgemeine Überwachung immer weiter voranschreitet. Heute gibt es bereits öffentliche Scanner in China und anderswo, die jeden scannen und erkennen können. Wenn man beispielsweise eine Wallet nutzt, die biometrische Daten nutzt, schafft man damit Angriffsfläche für den Missbrauch dieser Daten. Es ist daher wichtig, darauf zu achten, wer Zugang zu diesen Daten hat. Auch staatliche Behörden können diese Art von Daten missbrauchen.
Kommen wir zurück zu den technischen Innovationen. Es gibt auch die Möglichkeit, die Recovery eines Private Keys über einen Smart Contract zu machen.
In der Tat. Es gibt bereits Recovery-Lösungen, bei denen man einem Smart Contract die Vollmacht über den Account gibt und bestimmte Bedingungen hinterlegt, wann der Smart Contract den Zugriff auf den Account verändern soll. Dadurch kann man beispielsweise einen neuen Private Key generieren lassen, wenn man den alten verliert. Das Stichwort hierfür ist Account Abstraction. Vitalik Buterin hat für das Ethereum-Ökosystem diesbezüglich einen spannenden Beitrag geschrieben.
Wie funktioniert das genau, wenn ein Smart Contract Zugriff auf einen Account hat?
Eigentlich ist das nicht ganz richtig ausgedrückt, da Smart Contracts keinen privaten Zugangsschlüssel haben. Bei Ethereum wird zwischen normalen Accounts unterschieden, die mit einem privaten Zugangsschlüssel gesichert werden und solchen, die durch Smart Contracts aufrechterhalten werden, aber keinen Private Key haben. Das Spannende an einem Smart Contract ist, dass er Transaktionen ohne Verwendung eines privaten Zugangsschlüssels ausführen kann, indem er sich einfach an die im Code festgelegten Berechtigungen hält. Das bedeutet, dass man über einen Smart Contract zwar einen Account einer natürlichen Person simulieren kann, jedoch keinen privaten Zugangsschlüssel benötigt.
Wie kann man sicherstellen, dass der Zugriff auf einen neuen Account nicht von aussen manipuliert wird?
Es gibt verschiedene Ansätze. Du könntest den Smart Contract über verschiedene andere private Zugangsschlüssel steuern und so gewissermassen einen übergeordneten Recovery-Zugangsschlüssel einrichten. Du könntest den Zugang aber auch an bestimmte Bedingungen knüpfen, z.B. an eine längere Inaktivität.
Gibt es für solche Smart-Contract-Wallets bereits Lösungen auf dem Markt?
Ja. Allerdings hatten sie den Nachteil, ziemlich teuer zu sein. Eine Wiederherstellung durch einen Smart-Contract konnte in Zeiten hoher Transaktionsgebühren bis zu einhundertzwanzig Franken an Gas-Gebühren (Transaktionen einer Smart-Contract-Blockchain) verursachen. Mittlerweile bieten solche Lösungen auch off-chain Recovery an. Dabei wird der Private Key verschlüsselt und in der iCloud gespeichert. Das geht also auch in diese Richtung und deshalb wird derzeit viel an solchen Backup-Möglichkeiten gearbeitet.
Wie steht es um das Konzept der «Social Recovery»? Hier vertraue ich nicht nur gewissen Smart Contracts, sondern anderen Menschen, mit denen ich persönlich vertraut bin.
Mit Social Recovery habe ich viel Erfahrung gemacht, als ich noch bei Tatoshi Wallet war. Die Problematik ist hier eine psychologische. Leute, die danach gefragt werden, einem Freund beim Schutz von privaten digitalen Assets zu helfen, denken dann immer gleich: «Oh Gott, dieser Verantwortung bin ich wohl nicht gewachsen».
Und ist das so? Ist man in diesem Fall tatsächlich ein Sicherheitsrisiko, wenn man als sogenannter «Guardian» oder «Protektor» für jemanden anderen auftritt?
Nein. Das ist technologisch so gelöst, dass man eben keine Angst haben muss, etwas für seinen Freund zu verbocken. Kryptographisch betrachtet kann nichts schiefgehen. Auch kann man hier die nötige Redundanz schaffen. Als ich bei Tatoshi Wallet jeweils Vorträge gehalten habe, projizierte ich die Daten meiner Protektoren immer mittels QR-Code an die Leinwand. Doch war niemand imstande, meine Bitcoin auf der ausgestellten Adresse zu hacken. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass Social-Recovery-Lösungen mit der Herausforderung umgehen müssen, dass Menschen eben nicht gerne mit Vertrauten über ihre Finanzen sprechen – und so gar nicht zum Gespräch, sprich zur Option werden
Das stimmt. Vor allem hier in der Schweiz nicht.
Genau. Das ist paradox. Wenn man lustigerweise von irgendeinem normalen Produkt wie einem coolen Nike-Schuh oder einem neuen Handy begeistert ist, empfiehlt man es sofort ungeniert an alle Kollegen weiter. Geht es aber um den Versicherungsmakler, empfiehlt man ihn seltsamerweise nicht, selbst wenn man mit ihm zufrieden ist. Das liegt daran, dass man unter Freunden und Kollegen kaum über Geld und Gehalt spricht. Alles, was mit Finanzen zu tun hat, wird als sehr privat angesehen.
Das ist ein spannender Punkt. Als Nicht-Techie, der Smart Contracts weniger vertraut als seinen Freunden würde ich aber gleichwohl Social-Recovery-Wallets bevorzugen.
Es wird sich noch zeigen, was sich effektiv durchsetzen wird. Was wir aktuell mit Sicherheit beobachten können, ist die Tatsache, dass die klassischen non-custodial Wallets, die einem einfach zwölf Wörter aufschreiben lassen, ausstreben werden.
Wahrscheinlich ist, dass sich auf dem Markt für verschiedene Bedürfnisse auch verschiedene Lösungen etablieren werden.
Dieser Überzeugung bin ich auch. Ich denke, dass etwa 80 Prozent ihre Kryptos exklusiv bei Banken und anderen Institutionen verwahren werden. Dabei wird es sich um Anbieter handeln, die Assets von der Konkursmasse getrennt aufbewahren und reguliert sind. Damit wird aber der Grossteil aller Kryptoasset-Halter den Verwahrungsaufwand aber gänzlich an eine vertrauenswürdigen Drittpartei outsourcen.
Und die restlichen 20 Prozent?
Etwa 18 bis 19 Prozent werden sich auf Hybridlösungen einlassen. Damit geben sie die Kontrolle nicht vollständig ab, profitieren aber gleichwohl von einer bequemen Lösung, wo der Aufwand begrenzt ist und die Verantwortung nicht zwingend nur auf ihren Schultern lastet. Die verbleibenden 1 bis 2 Prozent verteilen sich dann auf die wenigen Hardliner, die alles selbst machen wollen. Diese Gruppe ist nicht einmal bereit, verschlüsselte Private Keys an Dritte weiterzugeben. Sie vertrauen stattdessen auf ihre eigene Lösung, was jedoch viel Know-how, Geschick und Vertrauen in sich selbst erfordert.
Und genau diesen Aufwand scheuen die meisten Menschen eben, oder?
Die Verwahrung von Kryptowährungen erfordert viel Verantwortung und ein Konzept sowie umfassende Überlegungen. Es ist vergleichbar mit dem Backup von Daten auf einem Computer. Es ist bekannt, dass Festplatten kaputt gehen und die Frage ist nicht, ob es geschieht, sondern wann. Gleichwohl haben sich wenige Menschen – bevor das Erstellen von Backups von Apple und Microsoft mittels Cloud-Lösungen automatisiert wurde – tatsächlich Backups erstellt. Das lässt sich letztlich mit Psychologie erklären.
Wir sind gespannt. Wie lautet die Erklärung?
Ein Festplattencrash ist ein negatives Ereignis, und die Menschen beschäftigen sich nicht gerne mit negativen Dingen in der Zukunft. Zum Beispiel schreiben nur wenige Menschen vor ihrem achtzigsten Lebensjahr ein Testament, obwohl es bereits in jedem Alter sinnvoll wäre. Die meisten Menschen haben eine Abneigung gegen die Beschäftigung mit negativen oder schlimmen Ereignissen in der Zukunft. Dies ist der Grund, weshalb sich Menschen weder mit Festplatt- noch mit Kryptoasset-Backups herumschlagen.
Etwas salopp ausgedrückt könnte man also schliessen: Krypto-Selbstverwahrer sind eigentlich Masochisten?
In gewisser Weise ja. Denn wer sich auf eine Self-Custody mit non-custodial Wallets einlässt, wird nämlich auch aus der Regulierungsecke immer mehr Gegenwind erfahren.
Inwiefern?
Insbesondere in der EU werden auf der Regulierungsebene immer mehr Massnahmen ergriffen, um den Handel mit sogenannten «unhosted Wallets» zu erschweren. Unhosted Wallets sind non-custodial Wallets, bei denen die privaten Zugangsschlüssel nur durch den Nutzer auf seinen eigenen Geräten verwahrt sind. Die Problematik aus Sicht des Selbstverwahrers ist es, dass Coins und Token aus diesen Wallets bei etablierten Börsen zukünftig immer weniger für den Handel akzeptiert werden könnten.
Was spricht angesichts dieser Problematik dann überhaupt noch dafür, Kryptoassets eigenständig zu verwahren?
In der Schweiz eigentlich wenig, weil wir zum Beispiel mit der honesto-Lösung eine optimale Custody-Lösung haben. Hier sind die Kundenassets vollständig von der Konkursmasse getrennt und vor unrechtmässigem Zugriff geschützt. Es gibt viele Länder, die nicht solche Rahmenbedingungen bieten. Dort, wo es keine sicheren, regulierten Verwahrer gibt und wo keine solche Rechtssicherheit herrscht wie in der Schweiz, kann die Selbstverwahrung durchaus Sinn machen.
Das leuchtet ein. Natürlich ist es so, dass wer sich bei der Verwahrung seiner Kryptoassets wieder auf eine Drittpartei einlässt, Gefahr laufen kann, je nach Umständen, nicht an seine Vermögenswerte zu kommen.
Daher ist es so wichtig, die Jurisdiktion sorgfältig auszuwählen. Die Verwahrung durch Intermediäre in der Schweiz dürfte eine qualitative andere sein als diejenige in Deutschland oder den USA.
Was ist der Grund für diese Aussage?
In der Schweiz gab es in der Geschichte keine Enteignung von Gold oder anderen Vermögenswerten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kryptowährungen enteignet werden, ist daher auf historischer Basis geringer als in Deutschland oder den USA. Angesichts der Tatsache, dass Kryptoassets ein politisch heikles Thema bleiben werden, halte ich es daher für essenziell, bei der Aufbewahrung von Kryptowährungen den rechtlichen Rahmen und die Rechtstraditionen eines Landes vor Augen zu halten.
Tobias Kress:
Tobias Kress arbeitete bis Ende 2017 in der Bankenbranche. Nachdem sein damaliger Arbeitgeber keinerlei Interesse zeigte, sich für Bitcoin und andere freie Blockchains zu öffnen, gründete er Anfang 2018 sein eigenes Unternehmen und spezialisierte sich auf die Softwareentwicklung für Blockchain Projekte. Seit 2021 ist er auch CTO der honesto AG Schweiz.
🟢 Meme Section
🟢 Podcast mit Relai
Beim Schweizer Bitcoin-Unternehmen Relai durfte ich zusammen mit CEO Julian Liniger über Bitcoin, meine Erlebnisse als digitaler Nomade und mein Interview mit dem 3. reichsten Menschen von Mexiko sprechen. Have a listen: