Marktzyklen und ein Merge
Market Update August, Der Merge ist da - Oder aus Eins mach Drei, Mythen und Fakten zum Merge, Hash-Ribbons und das Mining-Mekka, Kryptokreislauf
Let’s gooo 🎢 Was dich heute erwartet:
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Market Update: Ist die Luft nach der Juli-Rally bereits wieder draussen?🟢
Der Merge ist da - Oder aus Eins mach Drei 🟡
Mythen und Fakten zum Merge🟢
Hash-Ribbons und Mining-Mekka Paraguay🟡
Der Kryptokreislauf – Eine Theorie 🟢
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🟢 Market Update: Ist die Luft nach der Juli-Rally bereits wieder draussen?
geschrieben von Pascal Hügli
Nach der Erholungs-Rally im Juli hat die US-Notenbank den Aufschwung gegen Ende August jäh gestoppt. Die Frage ist nun: Bricht die Zentralbank der Wirtschaft mit den weiter vorgesehenen Zinserhöhungen das Genick? Führt ein solcher Genickbruch gar zur Umkehr auf das Jahresende hin? Und steht Bitcoin vor einem grösseren Abverkauf getrieben durch ehemalige Mt. Gox-Nutzer? Welche direkte Auswirkungen wird der Ethereum-Merge haben? Und welche weiteren spannenden Ereignisse und Projekte treiben derzeit die Krypto-Welt an und um? All das ist Thema in unserem Market Update für August - diesmal im Videoformat.
Witz der Woche😂
Ich wurde soeben ausgeraubt, naja, zumindest beinahe. Dieser Typ hat mich mit einer Waffe bedroht. Ich gab ihm einen USB-Stick mit einigen Memes drauf, welche ich auf meinen neuen Computer übertragen wollte. Habe dem Typen erzählt, auf dem Stick seinen $1000 in Bitcoin. Er hats geglaubt und ist mit dem USB-Stick davongegangen. Stell dir mal sein Gesicht vor, wenn er all die Katzen-Memes sieht.
🟡 Der Merge ist da - Oder aus Eins mach Drei
geschrieben von Daniel Jungen
Die Umstellung der Ethereum-Blockchain von Proof-of-Work auf Proof-of-Stake ist zurzeit das grosse Thema im Kryptoversum. Endlich steht ein Datum, respektive zwei Daten für das lang ersehnte Ereignis fest. Die Umstellung - gemeinhin als ‘The Merge’ bezeichnet - beginnt am 6. September mit dem Bellatrix-Update, welches den ganzen Umstellungsprozess anstossen wird.
Offizielle Illustration des Ethereum Merge
Danach wird zwischen dem 10. und dem 20. September der Schwierigkeitsgrad (Difficulty Level) für die Miner schrittweise erhöht, bis Proof-of-Working-Mining mathematisch nicht mehr möglich sein wird. Diese Schwelle soll laut den Vorhersagen der Ethereum-Entwickler irgendwann um den 15.-16. September überschritten werden, worauf das Mining bei Ethereum der Vergangenheit angehören wird.
Eins, Zwei oder Drei
Oder eben auch nicht. Denn so reibungslos wie angekündigt wird der Merge nicht über die Bühne gehen. Bereits haben mehrere Ethereum-Miner, angeführt vom Chinesen Chandler Guo, angekündigt, die Ethereum Proof-of-Work Blockchain weiterführen zu wollen.
Ethereum PoW, oder kurz ETHW, verfügt bereits über eine Webseite und ein Twitter-Konto, auf welchen die Nutzer über die bevorstehenden Änderungen informiert werden. Auch haben grosse Börsen wie Binance und Coinbase angekündigt, im Falle einer erfolgreichen Lancierung von ETHW diesen Coin ebenfalls auf ihren Handelplätzen anbieten zu wollen. Dies hatte zur Folge, dass während der letzten Wochen zahlreiche komplizierte Fragestellungen rund um DeFi-Protokolle, Stablecoins und die Konsequenzen einer Spaltung in zwei Ethereum-Blockchains hitzig diskutiert wurden.
Logo der neuen Ethereum Proof-of-Work (ETHW) Chain
Doch damit nicht genug. Durch den bevorstehenden Merge hat auch die bereits 2016 abgespaltene Blockchain Ethereum Classic (ETC) wieder Aufwind und Aufmerksamkeit erlangt, nachdem sie in den letzten Jahren ein karges Dasein im Schatten ihres grossen Bruders Ethereum fristen musste. Der Mining Pool AntPool hat angekündigt, das Ethereum Classic Ökosystem mit $10 Million zu unterstützen. Ebenfalls wird erwartet, das zahlreiche Ethereum-Miner ihre Aktivitäten auf die Ethereum Classic Blockchain verlegen werden, da sie bei Ethereum nicht mehr gebraucht werden.
Anstatt einer neuen Ethereum-Blockchain werden wir also bald schon drei haben. Wie relevant jedoch ETHW und ETC in Zukunft sein werden, sei dahingestellt. Man hört oft Vergleiche mit Bitcoin und seinen Forks Bitcoin Cash und Bitcoin SV, welche heute kaum noch von Relevanz sind. Ähnlich könnte es auch ETHW und ETC ergehen, da ein Grossteil der Entwickler und DeFi-Protokolle ihren Fokus weiterhin auf Ethereum ETH legen werden und ETHW und ETC links liegen lassen dürften.
Food For Tought🧠
Skeptiker haben die Frage aufgeworfen, ob es nicht die grossen Stablecoin-Firmen hinter USDC und USDT (Tether) sind, die schlussendlich bestimmen, welche der Ethereum-Forks sich durchsetzen wird. Die Argumentation ist, dass diese Firmen nur jeweils eine der beiden Blockchains unterstützen können, da USDC und USDT 1:1 gegen US-Dollars eingetauscht werden können.
Spaltet sich nun Ethereum in zwei Blockchains, so verdoppelt sich die Anzahl der im Umlauf befindenden USDC und USDT. Somit müssen die Stablecoin-Herausgeber im Vornherein entscheiden und kommunizieren, welche Coins auf welcher Blockchain sie nach dem Fork einlösen und welche sie als wertlos betrachten werden.
Da über $100 Milliarden Stablecoins im Umlauf sind und die Mehrheit der DeFi-Protokolle auf die eine oder andere Weise mit Stablecoins in Berührung ist (Kredite, Liquiditiy Pools, Yield Farming), haben die Entscheidungen der Stablecoin-Herausgeber weitreichende Folgen. Sowohl USDC und USDT haben bereits kommuniziert, dass sie Ethereum Proof-of-Stake unterstützen werden.
Beim jetzigen Merge dürften solche Überlegungen noch eher theoretischer Natur sein. Schwieriger wird es werden, falls sich Stablecoin-Herausgeber eines Tages zwischen einer Ethereum-Blockchain, welche Transaktionen zensuriert, und einer zensurfreien Ethereum-Version entscheiden müssten. Dieses Szenario ist nach der Sanktion von Tornado Cash (siehe letzte Ausgabe) und der damit verbundenen Zensur einzelner Marktteilnehmer stärker in den Bereich des Möglichen gerückt.
Zu einer kritischen Stimme auf den starken Einfluss von USDC auf den Merge, siehe hier (Minute 35:00-40:00, Englisch).
🟢Mythen und Fakten zum Merge
geschrieben von Daniel Jungen
🔸 Werden die Transaktionspreise nach dem Merge sinken?
❌ Nein, der Merge ändert nur den Konsens-Mechanismus von Proof-of-Work auf Proof-of-Stake. Dies ändert (leider) nichts an den Transaktionskosten.
🔸 Wird Ethereum jetzt schneller werden?
❌ Nein, die Anzahl Transaktion pro Sekunde wird ähnlich bleiben wie zuvor. Der Merge macht zwar Sharding möglich, dessen Implementierung könnte jedoch noch Jahre dauern. Zurzeit liegt der Fokus bezüglich Skalierung auf den Layer 2-Lösungen wie Arbitrum, Polygon und Optimus.
🔸 Gestaktes ETH kann jetzt abgezogen werden
❌ Nein, Ether, welches im Ethereum Smart Contracts gestakt wurde, kann erst nach dem Shanghai-Update abgezogen wird. Dieses sollte in einigen Monaten implementiert werden.
🔸 Um einen Node zu betreiben, benötigt man 32 Ether
❌ Falsch. Jeder kann einen Node betreiben. 32 Ether werden lediglich benötigt, wenn man einen Validator-Netzwerkknoten betreiben möchte.
🔸 Während des Merge wird es zu Unterbrüchen kommen
❌ Falsch. Das Merge-Upgrade wurde so designed, dass es zu keinerlei Unterbrüchen kommen sollte.
🟡 Hash-Ribbons und Mining-Mekka Paraguay
geschrieben von Pascal Hügli
Jetzt, wo Ethereum kurz vor dem Merge-Update steht, erreicht die Begeisterung für Proof-of-Stake (PoS) gerade ihren Höhepunkt. Das Mining hingegen – ein essenzieller Bestandteil von Proof-of-Work (PoW) – scheint im Vergleich dazu schon fast anachronistisch; so jedenfalls wollen es einem zahlreiche Etherianer und übrige Kryptoianer glauben machen. Immerhin, so deren Argument, wird Ethereum nach dem Wechsel seines Konsensmechanismus ungefähr 99.95% weniger Energie zur Sicherung seiner Blockchain aufwenden und somit bestens dem heute dominanten ESG-Narrativ entsprechen.
Natürlich halten Bitcoiner dieser Argumentation entgegen. So sind sie der Überzeugung, dass Ethereum mit diesem Schritt potenziell seine Sicherheit und – wahrscheinlich noch – seine Zensurresistenzfähigkeit aufs Spiel zu setzen droht. Wohl am verständlichsten fasst dieses Argument der unter dem Pseudonym agierende australische Bitcoin-Researcher Checkmate in seinem kürzlich veröffentlichten Video «Warum der Ethereum-Merge ein monumentaler Fehler ist» (Englisch) zusammen.
Die Debatte darüber, welcher dieser beiden Konsensmechanismus der bessere ist, wollen wir an dieser Stelle allerdings nicht führen. Vielmehr geht es uns in diesem Artikel darum, ein paar Fakten und interessante Gedanken zum Bitcoin-Mining kundzutun. Dies vor allem deshalb, weil ein Teil von Insight DeFi im südamerikanischen Land Paraguay eine Bitcoin-Mining-Farm besuchen und dabei nicht nur neue Freundschaften schliessen, sondern auch viele spannende Einblicke in diese neue Industrie erhalten durfte. Doch dazu später mehr.
Bitcoin-Mining zum Anfassen. Insight DeFi besucht eine Bitcoin-Mining-Farm, etwas ausserhalb von Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay.
Bitcoin-Miner-Rentabilität im Sturzflug
Die Euphorie um den Ethereum-Merge und der damit einhergehende Wechsel zu Proof-of-Stake ist jedoch nicht der einzige Grund dafür, dass das Bitcoin-Mining derzeit eine schwierige Zeit durchläuft. Viel stärker setzt den Bitcoin-Minern der Bitcoin-Preis zu. Dessen Sinkflug führt zu einem Zerfall des Hashprice, also der täglichen Einnahmen der Miner pro Terahash (Th). Seit dem Höchststand im November 2021 ist dieser im Fallen begriffen, von $0,42/Th auf aktuell nur noch $0,09/Th.
Die Grafik zeigt die Miner-Einnahmen pro Terahash (Th). Gegenwärtig sind sie an einem Tiefpunkt angelangt. Quelle: The Block
Wie die Abbildung oben zeigt, sind Einbrüche des Bitcoin-Hashprice immer wieder vorgekommen. Die Folge davon ist, dass unrentable Miner allmählich ihre Mining-Maschinen vom Netz nehmen müssen, da ihre Einnahmen pro Terahash unter ihre Mining-Kosten pro Terahash fallen. Je länger der Bitcoin-Preis so tief bleibt, desto länger verbleiben auch die Miner-Einnahmen auf einem geringen Niveau, was es wahrscheinlicher macht, dass gewisse Miner vollständig kapitulieren und ihre Mining-Geräte abstellen müssen. Interessant ist: Das letzte Mal so tief war die Miner-Rentabilität am 25. Oktober 2020 – damals lag der Bitcoin-Preis bei ungefähr 13'000 US-Dollar.
Bitcoin korrigiert sich eigenständig
Dem Bitcoin-Netzwerk selbst tut ein solcher Miner-Exodus vergleichsweise wenig an. Das Netzwerk verfügt nämlich über einen in seinen Code einprogrammierten Mechanismus zur Eigenbalance. Dieser wird etwas technisch «SchwierigkeitsgradanpassungsmechanismuS» genannt. Dieser Mechanismus macht die Schwierigkeit, Bitcoin gegen Energieaufwand zu minen, von der aktuellen Hashrate, also der Gesamtrechenleistung, die aktuell für das Bitcoin-Mining aufgewendet wird, abhängig.
Sinkt also die Hashrate im Bitcoin-Netzwerk, weil sich Miner gezwungen sehen, ihren Geräten den Stecker zu ziehen, setzt der beschriebene Mechanismus den Schwierigkeitsgrad für das Bitcoin-Mining im Zweiwochenrhythmus herunter. Die Konsequenz: Für die verbleibenden Miner im Netzwerk wir das Mining profitabler. Gerade anders herum verhält es sich, wenn mehr Miner dazustossen und die Hashrate ansteigt. Der Schwierigkeitsgrad wird heraufgesetzt, was es für die konkurrenzierenden Miner schwerer (bzw. kostspieliger) macht, Bitcoin zu minen.
Miner-Kapitulation hat eingesetzt
Mit der nächsten Korrektur sollte sich der Schwierigkeitsgrad geschätzte 3,5% nach unten korrigieren. Aufgrund des gefallenen Bitcoin-Preises ist das derzeit auch nicht weiter verwunderlich. Miner in den verschiedenen Erdteilen dieser Welt müssen ihre Mining-Aktivitäten bis auf Weiteres auf Eis legen.
Ein Gefühl dafür, wie stark diese Abschalt-Dynamik ist, gibt uns der Hash-Ribbon-Indikator. In der Vergangenheit hat dieser immer wieder erfolgreich eine Kapitulation der Miner signalisiert und damit als verlässliches Bitcoin-Bodensignal fungiert. Diese sogenannten Hash-Ribbons – Ribbon ist Englisch und steht für Band – sind in der untenstehenden Grafik gelb schraffiert. Sie treten dann auf, wenn der gleitende 30-Tage-Hash-Rate-Durchschnitt (Hash Rate 30DMA) unter den gleitenden 60-Tage-Hash-Rate-Durchschnitt fällt und verweisen auf eine Kapitulation unter den Minern.
Einzelne Hash-Ribbons-Phasen markiert als gelbe Balken. Die letzte Miner-Kapitulation scheint soeben stattgefunden zu haben. Quelle: LookintoBitcoin
Einer Miner-Kapitulation voraus geht stets der Versuch unterschiedlicher Miner, sich über Wasser zu halten. Sie sind es, die in einen fallenden Bitcoin-Preis grosse Teile ihrer gesammelten Bitcoin-Bestände abverkaufen. Erst, wenn ihre Bestände nahezu erschöpft sind, sind die Miner schliesslich gezwungen, ihre Mining-Geräte abzuschalten.
Dass dieser Trend und damit die Kapitulation vor einem Ende steht, lässt sich ebenfalls wieder an den Hash-Ribbons ablesen. Steigt der gleitende 30-Tage-Hash-Rate-Durchschnitt (Hash Rate 30DMA) wieder über den gleitenden 60-Tage-Hash-Rate-Durchschnitt, scheint das Schlimmste in Bezug auf die Miner-Kapitulation vorüber zu sein. Dies deshalb, weil die allgemeine Miner-Rentabilität wieder positiv ist. So kann es sein, dass nicht verschuldete, effizientere Miner-Maschinen von unrentablen Minern übernommen haben, die kapituliert haben.
Mining-Standorte im Vergleich
Genau diese Dynamik haben wir hautnah miterleben dürfen. Als wir in Paraguay waren, durften wir nicht nur eine auf Hochtouren laufende, profitable Mining-Farm besichtigen (diejenige im Bild oben). Ebenfalls besucht hatten wir einen Standort, der wenige Woche zuvor lahmgelegt worden war und nun zum Verkauf angeboten wurde. Dies war auch der Grund, weshalb wir diese Halle mit unserem Freund in Paraguay besuchten: Er war äusserst interessiert, diese Einrichtung für seine eigenen Mining-Geräte zu übernehmen.
Wie uns an diesem spannenden Tag erklärt wurde, sei Paraguay ein Mekka für Bitcoin-Miner. Wenn auch noch in überschaubarem Ausmass – erst 0.18% der gesamten Bitcoin-Hashrate befindet sich heute in Paraguay – so würden immer mehr kleine Unternehmen entstehen, die sich im Bitcoin-Mining versuchen würden. Die Voraussetzungen, so unserer Bitcoin-Miner-Freund vor Ort, seien im südamerikanischen Binnenland nun einmal vorzüglich.
Eine darauffolgende Internet-Recherche zum Thema Bitcoin-Mining erwies sich als erhellend. Und ja, Mekka war in der Tat ein gutes Stichwort. Wie eine Analyse von Visual Capitalist ergab, sind es vor allem Länder aus dem Nahen Osten, Nordafrika und Zentralasien, in denen sich Bitcoin am günstigsten schürfen (minen) lässt. Die Liste der ersten 10 Ländern liest sich wie folgt:
Land
Kosten, um einen Bitcoin zu minen
Kuwait
$1,393.95
Algerien
$4,181.86
Sudan
$4,779.27
Jemen
$7,161.77
Äthiopien
$7,168.91
Kirgistan
$7,168.91
Angola
$7,368.04
Katar
$7,368.04
Nord-Korea
$7,744.32
Kasachstan
$8,762.00
Nicht ganz vorne aber doch auf dem 25. Platz dieser Liste ist Paraguay. Die Kosten für das Minen eines Bitcoins werden in der genannten Analyse auf 13,143.00 US-Dollar geschätzt. Das ist kompetitiv, aber scheinbar gibt es doch bessere Länder fürs Bitcoin-Mining?
Die Bitcoin-Mining-Weltkarte: Wo sich Bitcoin am günstigsten minen lässt. Quelle: Visual Capitalist
Unseren Bitcoin-Miner-Freund in Paraguay auf diese Zahlen angesprochen, erklärte er uns, dass es sich bei diesen Befunden stets um Allgemeinwerte handelt. Transparent legte er uns seine Zahlen offen. So profitiert er von einem Strompreis von $0,042 die Kilowattstunde. Für seine Kunden mint er zudem nur mit der neusten Generation an Bitcoin-Mining-Geräten, den Antminer S19jpro. Diese haben eine Leistung von 96 TH/s und eine Konsumation von 2850 Watt.
Rechnet man diese Zahlen zusammen, kommt (siehe Tool zur Berechnung hier) man auf Durchschnittskosten pro Bitcoin von aktuell unter 7'500 US-Dollar – beim gegenwärtigen Bitcoin-Preis von etwas unter 20'000 US-Dollar macht das noch immer eine Marge von über 12'000 US-Dollar pro geminter Bitcoin.
Diese Zahl wurde uns denn auch von unserem Bitcoin-Miner-Freund bestätigt. Doch hätte man nicht nur die Stromkosten in Betracht zu ziehen. Weitere Kosten seien Steuern, Mietkosten für die Lagerhallen oder Sicherheits- und IT-Personalkosten. Wie uns erklärt wurde, fallen keine Steuern an, weil Bitcoin-Mining in Paraguay bis heute noch nicht offiziell reguliert ist. Lager- und Personalkosten sind zudem ebenfalls äusserst kompetitiv, weshalb Paraguay in der Tat als Paradies für Bitcoin-Miner angesehen werden kann.
Wasserkraft: Ein unschlagbares Argument
Der kompetitive Gesamtpreis in Paraguay ist aber nicht das einzige überzeugende Argument. In Zeiten wie den unsrigen, wo umweltschonende Energieproduktion hochgeschrieben wird, hat das südamerikanische Land ein besonderes Alleinstellungsmerkmal zu bieten: Beinahe bis zu 100% des gesamten paraguayischen Energieverbrauchs entstammt der Wasserkraft und ist somit erneuerbare Energie.
Verantwortlich für diesen gewaltigen Anteil Wasserkraft ist das genauso gewaltig erscheinende Wasserkraftwerk mit der dazugehörigen Itaipu-Staumauer. Der Damm steht auf brasilianischem und paraguayischem Boden und wurde 1994 zu einem der sieben modernen Weltwunder ernannt. Und ja, wenn man vor Ort steht und dieses gewaltige Bauwerk bewundert, dann weiss man auch wieso:
Mit mehr als 20 Kraftwerken und einer installierten Leistung von 14,000.00 MW liefert Itaipu 10,8 % der in Brasilien und 88,5 % der in Paraguay verbrauchten Energie. Es ist diese Energie, die vermehrt auch in Bitcoin fliessen soll – insbesondere, die vorhandene Überschussenergie. Als zweitgrösster Staudamm der Welt beschert der Energielieferant Paraguay eine jährliche Überproduktion von 5,500.00 Megawatt, die das Land zu einem Grossteil für $0,029 pro Kilowatt an den Nachbaren Brasilien verkauft.
Politische Vorstösse geblockt – bis auf Weiteres
Um diesen Wunsch Tatsache werden zu lassen und Interessenten aus aller Welt fürs Bitcoin-Mining in Paraguay anzulocken sind unser Bitcoin-Miner-Freund und andere in Paraguay dabei, eine Krypto-Vorlage zu verabschieden. Mit diesem Gesetz soll das Bitcoin-Mining als offizielle Industrie anerkannt werden.
Für die Miner in Paraguay würde das bedeuten, dass sie von den offiziellen Industriestrompreisen ($0,037 pro Kilowatt) profitieren würden. Der paraguayische Staat hingegen könnte das Bitcoin-Mining besteuern und so neue Einkünfte generieren. Würde das Gesetz effektiv eingeführt und Bitcoin-Mining als Industrie akzeptiert, würde das auch die Rechte der Investoren stärken, was wiederum das Bitcoin-Mining in Paraguay beflügeln und somit die Steuereinnahmen für den Staat erhöhen könnte.
Just vor ein paar Tagen kam aus Paraguay allerdings die Nachricht, dass der Präsident gegen diese Krypto-Vorlage das Veto eingereicht hatte. Für viele kam das ziemlich unerwartet, so auch für unseren Bitcoin-Miner-Freund, der ziemlich zuversichtlich war, zumal das Gesetz den Senate bereits erfolgreich passiert hatte.
Die Argumente des Präsidenten hält unser Freund denn auch alle für wenig durchdacht. So sei von präsidialer Seite ins Feld geführt worden, dass Bitcoin-Mining kaum Arbeitsplätze schaffen würde. Auch hat man sich hinter die Einwände der paraguayischen Zentralbank gestellt, die Bitcoin als zu volatil bezeichnet hat. Wie unser Bitcoin-Miner-Freund allerdings betont, wolle das Krypto-Gesetz Bitcoin in keinerlei als Geld oder Währung etablieren, sondern lediglich als digitales Asset. Darüber hinaus streicht er heraus, dass sehr wohl Jobs geschaffen würden. Seinen Einschätzungen zu folge resultieren ungefähr 6 Arbeitsplätze pro konsumierter Megawattstunde durch einen Bitcoin-Miner. Immerhin gelte es mannigfaltiges Personal einzustellen: über Wächter, zu Techniker bis hin zu IT-Fachleuten.
Doch, auch wenn die Enttäuschung über den aktuellen Entscheid des Präsidenten tiefsitzt, aufgeben werde die Community in Paraguay nicht. Und früher oder später – hoffentlich mit einem neuen Präsidenten, der 2023 gewählt werden könnte – werden die Anreize wohl genügend Überzeugungsarbeit geleistet haben. So wird man von staatlicher Seite wohl kaum wiederstehen können, die Überschussenergie nicht an Brasilien für $0,029 pro Kw, sondern eben an Bitcoin-Miner für im weltweiten Vergleich kompetitive $0,04 oder $0,045 Kw zu verkaufen.
Wer sich also für Bitcoin-Mining interessiert, sollte daher stets mit einem Auge auf Paraguay schauen. Wer sogar daran interessiert ist, als Investor in professionelles Mining in Paraguay zu investieren, der kann sich ungeniert unter insightdefi@gmail.com melden. Wir freuen uns über jede Kontaktaufnahme. Cheers!
🟢 Der Kryptokreislauf – Eine Theorie
(inspiriert von Jordi Alexander)
geschrieben von Manuel Jungen
Mit dem Begriff Tragik der Allmende wird ein Problem beschrieben, das auftritt, wenn einzelne Personen eine geteilte Ressource übermässig nutzen, so dass die Nachfrage das Angebot irgendwann übersteigt. Dadurch kann die Ressource für Manche oder gar für Alle unzugänglich werden. Als Beispiel wird oftmals die Überfischung der Meere angeführt.
In einer solchen Dynamik haben einzelne Akteure den Anreiz, nicht mit anderen zu kooperieren, um so den eigenen Ertrag zu maximieren. Solange die anderen kooperieren und sich an die «Regeln» halten, unter welchen das Gemeinwohl sich am optimalsten entwickeln würde, verspricht die Strategie des Abtrünnigwerdens den grössten Erwartungswert für den einzelnen Akteur. Sobald aber eine grössere Anzahl Akteure sich von den Regeln abwenden und abtrünnig werden, um das eigene Wohl zu maximieren, beginnen alle zu verlieren, was schlussendlich wieder dazu führt, dass die Akteure einen Anreiz haben, einen Weg zurück zur Kooperation zu finden. Dann nämlich wird neben dem eigenen auch das Allgemeinwohl wieder maximiert.
Angewendet auf das Beispiel der Überfischung kann man sich das vereinfacht so vorstellen: In einem See sind 10 Fische; in diesem See angeln 3 Akteure hobbymässig. Solange jeder Akteur nur 2 Fische innert einer gewissen Zeitspanne aus dem Wasser holt, wird sich der Fischbestand soweit erholen, dass bald wieder 10 Fische im See sind.
Wird ein Fischer aber abtrünnig und möchte seine Beute maximieren, indem er 3 Fische angelt, kann dies möglicherweise noch gut gehen. Wird aber eine gewisse Menge überschritten, entweder durch ihn oder durch die Anderen, welche sein Verhalten sehen und nachahmen, so wird das schnell dazu führen, dass trotz Fortpflanzung der Fische keine 10 mehr im See sein werden, bzw. die Zeitspanne, bis der Fischbestand wieder auf 10 wächst, deutlich länger dauert. Möchten die Akteure auch zukünftig wieder von geangelten Fischen profitieren, so sind sie besser beraten, Regeln zur Kooperation aufzustellen.
Reflexivität der Kryptowelt
Diese Dynamik gilt es im Hinterkopf zu halten, wenn wir nun einen Szenenwechsel in die Kryptowelt vornehmen. Hier finden wir einen bunten Mix an Akteuren: Innovatoren, Entwickler, Unterrichter, Verkäufer und Grifter. Im Mittelpunkt unserer vereinfachten Welt steht die Erfindung eines unveränderbaren, dezentralisierten digitalen Assets – Ein Werterhaltungsmittel in seiner pursten Form: Bitcoin.
Uns geht es in diesem Text nicht darum, für eine Form von Bitcoinmaximalismus zu argumentieren. Vielmehr geht es darum, sich der grundlegenden Tatsache bewusst zu sein, dass BTC aufgrund seiner weiten Verbreitung, seines hohen Bekanntheitsgrades und seiner einzigartigen Herkunft eine Vorzeigestellung im Markt trägt. Damit verbunden sind wichtige Implikationen:
Der Reflexivitätstheorie folgend verstärkt ein starker Bitcoin die öffentliche Akzeptanz bzw. Legitimation, dass ein digitaler Token langfristig einen Wert aufweisen kann. Eine positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit bringt nicht nur neues Kapital, sondern auch neues Talent in die Kryptowelt. Beides führt schlussendlich zu einer allgemeinen Wohlstandsförderung in der Branche.
Ein schwacher BTC andererseits führt schnell zu Zweifel, ob ein digitaler Token tatsächlich langfristig Wert aufweisen kann, oder ob es sich bei diesem Token eben doch nur um einen kurzen Hype gehandelt hat. Der Preis von BTC hat also einen Einfluss darauf, wie die These hinter BTC und der Kryptospace im Allgemeinen wahrgenommen wird. Und die Wahrnehmung der These hinter BTC bzw. dem Kryptospace beeinflusst schlussendlich auch wieder dessen Preis (deshalb: Reflexivität).
Die Allmende der Kryptowelt
Die Grundregeln stehen also fest:
Die positiven, vermögenskreierenden Effekte von Bitcoin sind eine mit den Fischen vergleichbare, allgemein geteilte Ressource für alle Akteure des Kryptosektors. Wenn es BTC gut geht, profitieren alle.
Wie wir aber in unserem Fischerdorf gesehen haben, haben die einzelnen Akteure den Anreiz, ihre eigenen Erträge zu maximieren, indem Sie von der Strategie abweichen, welche am besten für das Allgemeinwohl wäre.
Richard Heart (HEX-Gründer) drückte dies 2018 folgendermassen aus:
Vereinfacht gesagt: Das Upsidepotential ist bei anderen Coins so viel grösser, dass der Akteur den Anreiz hat, seine Aufmerksamkeit und sein Kapital weg von BTC dorthin zu verlagern.
Diese Dynamik bringt uns den zyklischen Verlauf des Kryptomarktes. Zusätzlich verstärkt wird das zyklische Verhalten durch die Maximierung der FOMO (niemand will den 20x verpassen), sowie durch die Tatsache, dass in einem Bärenmarkt niemand weiss, wo genau der Boden des Marktes sein wird. Anhaltspunkte, an denen eine objektive Bewertung des verschiedenen Assets festgemacht werden könnten, sind rar, was dazu führt, dass die Reflexivität maximalen Einfluss auf die Kursverläufe nehmen kann.
Der Zyklus verläuft etwa so:
Event, welcher das BTC-Narrativ bestätigt und vorantreibt findet statt. Externes Kapital fliesst in die Kryptowelt und dann in die sichersten Assets mit verhältnismässig tiefem Risiko. Der Krypto-Space boomt und Kryptonatives profitieren, während der BTC-Kurs nach oben drückt und bekannte Widerstandslevel durchbricht. Zusätzliches Kapital findet auch den Weg zu anderen Coins. Die Altcoin-Season wird ausgelöst.
Opportunisten versuchen den eigenen Wohlstand zu maximieren. Investoren werden von charismatischen Gründern auf Social-Media angeworben. Es bilden sich ganze Communities (z.T. fast schon religionsähnlich), welche den Anreiz haben, die gute Nachricht über ihr potenzielles 20x Protokoll zu verbreiten (schöne Grüsse gehen raus an Cardano und Loot an dieser Stelle). Altcoins pumpen wie verrückt, während BTC langsam abflacht. Getrieben von FOMO schichten Investoren ihr Kapital aus BTC in verschiedene Altcoins um.Der 100x ruft und er schreit meinen Namen! Die Alt-Season ist in vollem Gang.
Erste Investoren beginnen Ihre Profite zu realisieren. Nach kurzer Zeit kommt die Realisation: Exit-Liquidität ist nur beschränkt vorhanden. Investoren müssen in den sinkenden Kursverlauf verkaufen. Eine Abwärtsspirale – verstärkt durch die Reflexivität – beginnt. Die Frage kommt auf: War es doch keine gute Idee sein Kapital in geleveragte Affencoins zu stecken? Wieviel der Versprechungen der charismatischen Gründer beruhen auf Luft und Liebe statt auf einem konkreten Mehrwert. Besteht allenfalls die Möglichkeit, dass die 7te Kopie von OHM auf einer anderen Chain gar keine 200 Millionen Marktkapitalisierung verdient hat?
Ein sich wiederholender Zyklus neigt dem Ende zu. Viel ändern wird sich wohl kaum in Zukunft. Die menschliche Natur ist getrieben von Anreizen. Und selbst im Bewusstsein dieser Tendenzen schafft man es immer wieder sich einzureden: «Dieses Mal ist es anders». Schön sichtbar wird dies etwa am weitverbreiteten Glauben an den Super-Cycle in den vergangenen 2 Jahren.
Doch ein Trost bleibt. Und zwar, dass sich die besten Projekte über einen langfristigen Zeithorizont durchsetzen werden. Und Bitcoin hat das Potenzial, die Welt, wie wir sie kennen, neu zu gestalten.
Man darf also gespannt und voller Optimismus in die Zukunft blicken.