The Show MUST go on
Attacke gegen Tether, Ethereum und Staking, Achtung vor Scammer, Blockchains im Vergleich, Bitcoin und erneuerbare Energien
Let’s gooo 🎢 Was dich heute erwartet:
Kenntnis-Level : 🟢 Einsteiger | 🟡 Fortgeschritten | 🔵 Experte
Market Update: Wird jetzt die Grossinitiative gegen Tether lanciert? 🟢
Ethereum unternimmt weiteren Schritt gegen Zentralisierung 🟡
Meme Time 😁
Hüte Dich Vor Scammer 🟢
Blockchains im Engagement-Vergleich 🟡
Bitcoin: Unverschämt erneuerbar… 🟢
Insight DeFi auf Social Media: LinkedIn / Instagram / Twitter / YouTube / Telegram
🟢 Market Update: Wird jetzt die Grossinitiative gegen Tether lanciert?
geschrieben von Pascal Hügli
Auf das Jahresende hin liefern wir noch einmal ein paar Gedanken zur allgemeinen Makro-Situation. Auch werden nächste Woche die neuen Zahlen zum Konsumgüterpreisindex in den USA veröffentlicht, worauf dann die US-Notenbankverantwortlichen ein Tag später tagen und einen nächsten Zinsentscheid bekannt geben werden.
Von den Märkten eingepreist ist eine Zinssteigerung von 50 Basispunkten. In diesem Fall würde der US-Leitzins dann auf 4,5% angehoben. Ebenfalls wird von einem Rückgang der Inflation von 7,3 % gegenüber 7,7 % im Vormonat ausgegangen. Sollte nächste Woche also alles so kommen, wie erwartet, dann dürften die Märkte wohl einen definitiven Jahresschlussspurt hinlegen.
Geben die Zinsen erneut den Boden vor?
Eine entscheidende Frage aus Sicht der Kryptoassets ist: Haben Risikovermögenswerte ihren Boden bereits erreicht? Was den Kryptomarkt selbst betrifft, so haben wir in der letzten Ausgabe dargestellt, dass derzeit verschiedene Bodensignale auszumachen sind. Gleichwohl wird noch immer über weitere direkte Nachwehen aus dem FTX-Debakel spekuliert. So scheint der Gesundheitszustand von Digital Currency Group (DCG) noch immer nicht geklärt.
Weitere Warnungen wurden auch rund um Ren Protocol laut. Es handelt sich dabei um einen von Alameda Research finanzierten Emittenten eines gewrappten Bitcoin-Derivates namens renBTC. Dieser hat eben angekündigt, dass Nutzer von renBTC mit potenziellen Verlusten rechnen müssen, wenn das Protokoll demnächst die erste Version ihres Produktes (Ren 1.0) einstellen wird.
Soll uns die Vergangenheit als Indikation dienen, dann erreichen Risikoanlagen in Zeiten hoher Inflation ihren Tiefpunkt für gewöhnlich erst nachdem die Zinsen wieder gesenkt werden. Das war auch in den Jahren 1974, 1982 und 2009 der Fall, als die Inflation höher als 2% war und der S&P 500 seinen Tiefpunkt erst erreichte, als die US-Notenbank die Zinsreduktionen bereits eingeleitet hatte.
Wer liegt richtig: Markt oder Zentralbanker?
Von solchen Zinssenkungen will man aufseiten der US-Notenbank allerdings noch immer nichts wissen. Dies vor allem deshalb, weil man sich durch die Marktumstände (noch) nicht zu Zinsreduktionen gezwungen sieht. Zwar hat der Häusermarkt in den USA über die vergangenen Monate stark nachgegeben. Die Häuserpreise fallen derzeit stark und das stärker als nach der Krise von 2008.
Was die Unternehmen betrifft, scheint die Lage aber stabil. So haben sich verschiedene Aktienmultiplikatoren zwar verringert, was sich natürlich auf die Aktienpreise ausgewirkt hat. Nichtsdestotrotz sind die Unternehmensgewinne noch nicht so stark unter Druck gekommen – gewiss auch deshalb, weil die Zinsen erst seit ein paar Monaten und derart schnell angehoben worden sind.
Dazu kommt, dass die Zinsen zuvor für eine sehr lange Zeit niedrig waren. Dementsprechend konnten Unternehmen tiefe Zinssätze auf einen längeren Zeitraum fixieren, weshalb allfällige Fälligkeiten derzeit noch ein paar Jahre ausstehen.
Grund zur Sorge versprühen da schon eher die Konsumenten in den USA. Deren Ersparnisse haben nach der Coronakrise ein neues Tief erreicht. Und während die Sparquote auf einen Tiefstand gefallen ist, sind die ausstehenden Verbraucherkredite von Privathaushalten so hoch wie noch nie. Ein klarer Hinweis darauf, dass US-Amerikaner derzeit von billigen Schulden leben und dabei ihre Ersparnisse verzehren. In einem Umfeld steigender Zinsen ist das eine denkbar schlechte Ausgangslage.
Die Ersparnisse der US-Amerikaner haben mit 2,1% den niedrigsten Stands seit 2005 erreicht. Quelle: Fred
Während also die US-Notenbank noch immer davon überzeugt ist, dass sie die Zinsen hochhalten kann, stimmt die Ausgangslage rund um die Konsumenten die Märkte eher skeptisch. Insbesondere die Handlungen der Anleihen-Investoren zeichnen ein anderes Bild. Diese kaufen sich derzeit wieder stärker in langfristige Staatsanleihen ein – ein Zeichen, dass sie mit einem ökonomischen Abschwung rechnen, der die US-Notenbank zur Zinswende veranlassen könnte.
So ist denn auch eine rekordtiefe Inversion entlang der US-Staatsanleihenkurve zu erkennen. Der Zins der 10-jährigen Anleihe liegt fast 80 Basispunkte unter derjenigen der 2-jährigen Staatsanleihe. Wie schon immer in der Geschichte signalisiert diese Tatsache der Anstieg der Rezessionswahrscheinlichkeit.
Wie die vergangenen Jahrzehnte zeigen: Immer, wenn die Spanne zwischen 10- und 2-jähriger Staatsanleihe unter die Nullgrenze gefallen ist, folgte ein paar Monate später die Rezession (in der Grafik grau schraffiert). Quelle: Fred
Coinbase-Attacke gegen Tether
Zoomen wir in die Kryptowelt hinein, ist uns vor allem eine Sache ins Auge gesprungen: Coinbase, die grösste US-Kryptobörse, hat auf Twitter dazu aufgerufen, dass Nutzer ihre Tether (USDT) doch in USD Coin (USDC) umtauschen sollen. Nicht nur würde man so zu einem vertrauenswürdigen Stablecoin-Emittenten wechseln, sondern der Umtausch würde von Coinbase auch mit einer Nullgebühr subventioniert.
Als kurzer Recap: USD Coin (USDC) ist ein fiat-gedeckter Stablecoin, das heisst, die stabile Kryptowährung ist zu einem Verhältnis 1:1 in US-Dollar einlösbar und somit durch auf US-Dollar lautende Vermögenswerte gedeckt wird, die auf getrennten Konten bei US-regulierten Finanzinstituten gehalten werden. Die Finanzwerte hinter USDC bestehen zu 76% aus US-Staatsanleihen und zu 24% Bargeldbestände.
Gegründet und eingeführt wurde der USDC im Rahmen des CENTRE Konsortiums, das sich aus Coinbase und Circle zusammensetzt. Während Circle die Operation des US-Stablecoins obliegt, hat man mit Coinbase natürlich eine Kryptobörse an Board, welche bei der Verbreitung helfen kann.
In der Kryptoszene hat die plötzliche Breitseite gegen USDT bei gleichzeitiger Unterstützung von USDC für gemischte Gefühle gesorgt. Einige spekulierten sogleich, dass USDC finanzielle Probleme haben könnte und daher einen direkten Konkurrenten angreift. Ähnliches haben wir ja vergangenen Monat mit Binance versus FTX erlebt.
Eine solche Vermutung scheint angesichts der aktuellen Zinslage jedoch wenig wahrscheinlich. Angesicht der Tatsache, dass US-Staatsanleihen derzeit einen attraktiven Zins abwerfen (über 4%), dürfte Circle mit USDC gut verdienen. Viel wahrscheinlicher ist daher, dass Coinbase diese Chance beim Schopf packen möchte. Je mehr Liquidität in diesen US-Stablecoin fliesst, desto mehr lukrative Staatsanleihen werden die ausstehenden USDC decken müssen. Davon wird auch Coinbase aufgrund ihrer Umsatzbeteiligung an Circle profitieren. Die finanzielle Anreiz, Kunden zu USDC zu bewegen ist also stärker denn je zuvor.
Eine letzte spekulative Theorie geht dahin, dass Coinbase auf Verheiss des US-Regulators diese Offensive gestartet hat. In der Tat hat Coinbase CEO Brian Armstrong vor ein paar Wochen argumentiert, dass USDC eine Art «de facto» digitale Zentralbankenwährung werden würde. Als off-shore Stablecoins ist Tether den US-Behörden denn auch schon länger ein Dorn im Auge. Schafft man es, genügend US-Nutzer von USDT auf USDC zu konvertieren, könnte man schliesslich – mit weniger politischem Schaden – Tether zu zerschlagen versuchen, indem das US-Finanzamt die von Tether gehaltenen US-Staatsanleihen einfriert. Für Tether wäre das natürlich fatal, würde damit ein Loch in der Aktivseite der Bilanz entstehen, welche die ausstehenden USDT deckt. Ein solcher Schritt würde dann wohl tatsächlich das Ende des viel gescholtenen Tethers bedeuten. Wie wahrscheinlich ein solcher ist, darüber lässt sich allerdings nur spekulieren.
🟡 Ethereum unternimmt einen weiteren Schritt gegen Zentralisierung
geschrieben von Pascal Hügli
Mit dem Merge-Update, dass im September dieses Jahres stattgefunden hat, war der Update-Marathon bei Ethereum noch lange nicht beendet. Als nächsten grossen Schritt war der sogenannte Surge geplant. Damit sollte das Sharding (genauer Danksharding) auf Ethereum eingeführt werden, was die Performance des Ethereum-Netzwerk um ein Vielfaches steigern soll. So sollen nicht nur die Transaktionsgebühren arg gesenkt, sondern auch die Skalierbarkeit von Layer-2 Technologien um ein 100-faches verbessert werden.
Nun haben Ethereum-Entwickler vor Kurzem verlauten lassen, dass sie einen Richtungswechsel einschlagen. Für das nächste grosse Update, das Shanghai-Update, sollen die Abhebungen von gestakten Ethern auf der Beacon-Chain möglich werden. Live gehen soll dieses Update voraussichtlich in der zweiten Hälfte von 2023.
Die Priorisierung von Abhebungen gestakter Ether gegenüber der Skalierung von Ethereum wird gemeinhin als sinnvoller Schritt gewertet. So ist man der Überzeugung, dass dadurch den Zentralisierungstendenzen bei der Ethereum-Konsensusfindung entgegengewirkt werden kann. So ist es heute nämlich der Fall, dass einige Anbieter – dazu gehören Coinbase, Lido Finance, Kraken, Binance oder Bitcoin Suisse – heute übermässig stark vertreten sind.
Die obige Grafik zeigt die grössten Validatoren des Ethereum-Netzwerkes. Quelle: Rated
Das rührt daher, dass diese Akteure bereits früh nach der Beacon-Chain-Implementierung (Dezember 2020) ein Staking-Angebot auf den Markt gebracht haben. Folglich haben sich viele Nutzer dazu entschieden, diese Frühangebot zu nutzen, was zu einer beachtlichen Konzentration bei wenigen Akteuren geführt hat.
Wer dieser Zentralisierung heute entgegenwirken will und gestakte Ether beispielsweise zu anderen dezentralen Lösungen wie Rocket Pool abziehen will, kann dies nur unter grossen Kosten tun. Sind die Abhebungen erstmal offiziell durch das Protokoll implementiert, wird dieser Prozess viel einfacher und kostengünstiger, weshalb auch der Markt dann viel stärker spielen kann. Eine Priorisierung der Abhebungen scheint daher in der Tat die richtige Herangehensweise zu sein.
📽️ Video Clip
Der FTX-Gründer Sam Bankman-Fried auf die Frage, ob er wusste, dass FTX Kundengelder dazu gebraucht worden waren, Schulden der Alameda Research zu begleichen. Überzeugend? (ab 1:37, Englisch).
😁 Meme Time
Während des Bärenmarktes sind Airdrops besonders begehrte Einnahmequellen. Doch zurzeit ist auch auf dieser Front nicht viel los.
Die tägliche Erinnerung eines Twitternutzers an seine Followers: Zieht eure Bitcoins von den Börsen ab und verwahrt sie in einer persönlichen Wallet.
(In Anlehnung an den Artikel über Scammer weiter unten)
Ich: Ich bin Inder
Freund: Du siehst aber gar nicht aus wie all die Scammer auf YouTube
Ich: Du hast gerade meine ganze Nation beleidigt.
Aber Dankeschön
Ohne Worte
🟢 Hüte Dich Vor Scammer
geschrieben von Daniel Jungen
Diese Woche hatte ich eines jener unerfreulichen Gespräche, welches die Grundfesten des eigenen Krypto-Enthusiamus erzittern lässt. Zweifel schleichen sich ein und im Hinterkopf klopfen Vorwürfe an. “Fördere ich das Ganze noch mit Publikationen wie diesem Newsletter” fragt man sich “und bewirke damit nur wenig Gutes. Oder geschieht sogar das Gegenteil und ich treibe ich den unerfahrenen Leser regelrecht ins Verderben?”. Eine heftige Kritik an der eigenen Arbeit. Doch was war geschehen?
Ein Hilferuf
Zu Beginn dieser Woche erreichte mich eine Anfrage über den Kollegen eines Kollegen. Einer seiner Versicherungskunden brauche dringend Hilfe mit seinen Kryptoanlagen und man suche nach einem Krypto-Experten. Da das Wort Experte ja ähnlich dem Fiatgeld stark inflationiert ist, dachte ich, kann ich mich ebenfalls zu dieser Gruppe zählen und bot meine Hilfe an.
Gesagt, getan und zwei Tag später treffe ich den hilfesuchenden Herrn in einem Restaurant. Der Mann, wir nennen ihn Herr K, scheint technisch affin zu sein und hat bereits sein MacBook auf dem Tisch stehen, als ich das Restaurant betrete. Kurz vor seiner Pensionierung stehend hat er sich in den vergangenen vierzig Jahren mit ehrlicher Arbeit als Bus-Chauffeur einen ansehnlichen Batzen zusammengespart und damit unter anderem eine Wohnung und einen Parkplatz erstanden.
Die Drei Baustellen
Herr K begrüsste mich freundlich und eröffnete mir, er habe drei Krypto-Baustellen, bei welchen er meinen Rat und meine Unterstützung benötige. Die erste handelt von einer MetaMask Problematik, die zweite von einem Kontakt mit einem Krypto-Support und die dritte von einer Investmentfirma, welche mit Kryptos handelt.
Baustelle / Scam 1: Falschgeld
Herr K zeigte mir seine MetaMask Wallet, auf welcher Ether im Wert von 6.79$ deponiert war. Gleichzeitig sah man, dass drei USDT-Transaktionen im Wert von 296’000$, 70’000$ und 50’000$ die Wallet verlassen hatten.
Nun, dies sind beachtliche Beträge. Herr K erläuterte mir weiter, dass er diese USDT an Binance geschickt hatte, diese jedoch nie dort angekommen waren. Er habe aber einen “Freund”, mit dem er seit geraumer Zeit online in Kontakt sei. Dieser hätte angeboten, ihm mit diesem Problem zu helfen. Laut diesem Freund seien die Transaktionen in der Blockchain stecken geblieben, könnten aber mit “brute force” und genügend Wissen nochmals angestossen werden, damit sie dann bei Binance ankommen.
Die Formulierung “brute force” liess mich aufhorchen. Es ist zwar schon so, dass Transaktionen in der Blockchain (resp. im Mempool) stecken bleiben können und mit etwas Geschick doch noch ausgeführt werden können. Brute force - also rohe Gewalt - funktioniert bei Blockchain-Technologie aber nicht, denn genau das ist ja der Punkt einer Blockchain: Sie muss Attacken aller Art widerstehen können, sonst ist sie wertlos. Dass der “Freund” für seine Dienste auch noch 20’000$ vorab verlangte, und zwar bis in wenigen Tagen “weil es sonst zu spät sei”, half nicht, seine Vertrauenswürdigkeit zu erhöhen.
Also schaute ich mir die Sache einmal genauer an. Die Empfänger-Adresse wurde richtig eingegeben, daran konnte es also nicht liegen. Die Transaktion war auch verarbeitet worden, an zu tief eingestellten Gasgebühren konnte es also auch nicht liegen. Also blieb noch die Contract-Address der USDT zu überprüfen. Mit Hilfe von Etherscan schaute ich mir die verschickten USDT genauer an, und musste feststellen, dass dieser USDT-Contract nur sehr wenig gebraucht wurde. Ein Alarmzeichen, denn USDT ist der meistgebrauchte Stablecoin und wird tagtäglich tausende Male versandt. Durch eine Google Suche fand ich auf Etherscan die richtige USDT Adresse und musste feststellen: die beiden Adressen stimmten nicht überein. Doch wie war das möglich?
Plötzlich Millionär
Nun, jedermann kann mit wenigen Mausklicken eine Kryptowährung selber erstellen und diese benennen wie er will. Die Betrüger haben also eine wertlose Kryptowährung mit dem Namen USDT erstellt und diese dem Herrn K in die Wallet geschickt. Ob er für diese wertlosen USDT etwas bezahlt hat, weiss ich nicht mit Sicherheit. Die beiden Männer hatten jedoch seit geraumer Zeit Kontakt gehabt und vermutlich sind bereits höhere Beträge bezahlt worden.
Nachdem also Fiat-Geld überwiesen worden war (oder warum auch immer) haben die Betrüger Herrn K, so meine Vermutung, die falschen USDT gesandt. Danach haben sie ihm erklärt, wie er den USDT-Coin zu MetaMask hinzufügen kann, damit er in der Wallet sichtbar ist. Doch statt ihm die echte USDT-Adresse zu geben, wurde diejenige des gefälschten USDT angegeben. So wurden die sechsstelligen USDT Beträge in Herrn Ks MetaMask als USDT angezeigt.
Beispiel eines falschen USDT auf Etherscan. Total Supply zu niedrig, sehr wenige Holders und wenige Transaktionen. Ebenfalls stimmt die Contract Adresse nicht mit dem echten USDT überein.
Der echte USDT auf Etherscan. Ein ganz anderes Bild.
Im Anschluss hatte Herrn K dieses vermeintliche Vermögen an Binance geschickt. Doch dort ist es nie angekommen. Kein Wunder, denn falsche USDT werden in der Binance Wallet nicht angezeigt. Und dies wollten sich die Betrüger zu nutzen machen und gleich nochmals abkassieren, indem sie eine Rettungsaktion für die “verlorenen” USDT anboten. Und dies für eine Milde Gabe von $20’000. Ein gutes Geschäft oder? Eher: wen man einmal erwischt hat, den haue noch ein zweites Mal übers Ohr.
Herrn K war kurz davor, die $20’000 den Betrügern zu schicken, damit die verlorenen Gelder in der Blockchain “befreit” werden konnten. Zum Glück ist der Schwindel dank einigem Nachforschen aufgeflogen, so das zumindest zum bereits beachtlichen Verlust kein weiterer Schaden dazugekommen ist.
Lektion: Jede Person kann dank Webseiten wie dieser mit wenigen Mausklicken und ohne Programmierkenntnisse eine eigene Kryptowährung (Token) erstellen. Um sicherzugehen, dass du mit der richtigen Kryptowährung handelst, überprüfe immer die Contract Address. Die echten Contract Adressen haben die jeweiligen Projekte meist auf ihrem Social Media Kanälen wie Discord, Telegram, Twitter etc aufgelistet. Oft genügt auch eine kurze Googlesuche.
Echte Contract Address von USDT auf Etherscan.
Baustelle / Scam 2: Support
Herrn K hatte, um seine Fragen beantwortet zu bekommen und Hilfe zu erhalten, Kontakt mit einem Krypto Support aufgenommen. Diese Krypto-Supports haben teilweise Webseiten, welche man über Google findet, oder aber sie schreiben einen direkt an. Dies geschieht besonders oft, wenn man z.B. im offiziellen Telegram Kanal von Uniswap eine Frage stellt. Dieses Anschreiben geschieht über direkte Telegram-Nachrichten und nicht im offiziellen Chat. Dies klingt dann etwas so: “Hallo, du hast Frage xy gestellt. Ich bin vom offiziellen Support und kann dir weiterhelfen”.
Eine trügerische Fernbeziehung
Bald darauf wird dir der Support sagen, dass er Zugriff auf deine Wallet oder deinen Computer braucht, um dir weiterhelfen zu können. Im Falle von Herrn K hatte der Support Remote Access auf den Computer von Herr K verlangt, um ihm mit seinem Problem zu helfen. Herr K war froh, dass sich jemand um sein Problem kümmerte und hat dem netten Support gerne Fernzugriff auf seinen Computer gewährt.
Sobald der Zugriff gewährt wurde, hat sich der “Support” an Herrn Ks MetaMask Wallet zu schaffen gemacht. Dort lagen nämlich Token im Wert von über $30’000. Diese hat der Support über Uniswap in Ether umgewandelt und schnellstmöglich an eine andere Wallet geschickt. Per Etherscan können die getätigten Transaktionen nachverfolgt werden. Die Betrüger haben die Ether über mehrere Wallets und schliesslich an einen Huobi Account (Kryptobörse) geschickt, wo die Spur versandet ist. Geholfen hat der Support nur sich selbst. Für Herrn K blieb die traurige Erkenntnis, dass die Token, welche ihm ein Kollege anvertraut hatte, im Cypherspace verschwunden waren.
Die THDX Token wurden auf Uniswap in Ether umgewandelt und an eine fremde Wallet versandt.
Lektion: Offizielle Supports schreiben dich NIE zuerst an. Ausserdem fragen Supports nie nach deiner Seed Phrase (12 Wörter), wollen keinen Zugriff auf deine Wallet und auch nicht auf deinen Computer. Allgemein gilt bei Supports Vorsicht, da viele DeFi Protokolle gar keine Supports haben. Deshalb: Gib NIE jemandem, den du nicht persönlich (Angesicht zu Angesicht) kennst und vertraust, Zugriff auf deine Wallet oder deinen Computer.
Baustelle / Scam 3: Der Investmentprofi
Bereits seit drei Jahren hatte Herr K Kontakt mit einer Krypto-Investmentfirma aus New York namens UCI Limited. Er hat dem Investmentspezialist einen namhaften Betrag überwiesen, damit sie für ihn in Krypto investieren. Der Zeitpunkt war hervorragend, denn zu dieser Zeit nahm die Krypto Bullenhausse 2021 ihren Anfang.
Die Geschäfte liefen gut und UCI Limited verschaffte Herrn K ansehnliche Gewinne. Zumindest sagten dies die Auszüge. Einzig um die Trading-Gebühren zu decken, musste Herrn K von Zeit zu Zeit mal wieder einen Batzen überweisen. Doch was sind schon einige hundert Franken Trading Gebühren hie und da, wenn die Märkte durch die Decke gehen?
Rücküberweisung? Gerne, aber …
Doch da Herrn K kürzlich Teile des Geldes brauchte, um gewisse Ausgaben zu zahlen, wollte er sich einen Teil davon zurücküberweisen lassen. Doch es kam, wie es kommen musste. Klar sei eine Rücküberweisung möglich, so UCI Limited, doch gebe es leider einige Komplikationen. Das Geld liege natürlich auf einem Konto in England bereit, jedoch musste man dort noch £3000 einzahlen, damit die Überweisung an die Schweizer Bank ausgelöst werden kann. Jedoch würde der Vermögensberater von UCI, um Herrn K zu helfen, selber £1000 beisteuern, welche dann vom ausbezahlten Vermögen wieder abgezogen würden.
Herr K, der das Geld dringend benötigte, überwies die £2000 Pfund an UCI. Darauf meldete sich der Vermögensberater noch einmal, dankte für die Überweisung, meinte aber, dass er leider momentan doch nicht im Stande sei, die £1000 beizusteuern und Herr K diese doch selber berappen müsse. Höchst merkwürdig …
Eine kurze Googlesuche nach UCI Limited brachte Licht ins Dunkel. Eine deutsche Anwaltsfirma hatte bereits einen längeren Artikel über UCI Limited verfasst, um Anleger vor den betrügerischen Machenschaften dieser Firma zu warnen. Stimmt der Inhalt dieses Artikels auch nur halbwegs, so dürfte das Geld auf Nimmerwiedersehen verloren gegangen sein. Die Telefonnummern der New Yorker Firma sind in Australien angemeldet, wo sich die Spur verliert.
Lektion: Es prüfe, wer sich bindet. Eine Googlesuche bringt bei fragwürdigen Firmen oftmals schnell Erlebnisberichte und Warnungen von geprellten Kunden zu Tage. Ausserdem ist bei Anlagefirmen ohne Bank- oder Brokerlizenzen grösste Vorsicht geboten, sowohl in TradFi wie auch bei Krypto.
Der Grosse Graben
Die drei vorgestellten Scams sind nichts Neues unter der Sonne. Doch die Blockchain-Technologie hat den Graben zwischen den Wissenden und den Unwissenden weiter vertieft. Wer sich nicht auskennt, gerät leicht ins falsche Fahrwasser, wo sich Betrüger in rauen Massen herumtummeln. Und es sind ja nicht immer nur die offensichtlichen Scams. Auch eine Börse wie FTX, welche sich bis vor wenigen Monaten als solider Fels in der Brandung präsentierte, hatte sich aufgrund "buchhalterischer Fehler” als grosser Betrug herausgestellt.
Wer wie wir von Insight DeFi an die positiven Seiten einer Trennung von Staat und Geld glaubt und deshalb den Leuten Bitcoin und Krypto schmackhaft zu machen versuchen, den schmerzen solche Geschichten wie diejenige von Herrn K ganz besonders. Die Arche namens Krypto, welche die Leute aus den Sümpfen des Fiatgeldes befreien soll, stellt sich in solchen Fällen als tödliche Falle heraus. Herr K hat, nach eigenen Angaben, Verluste im sechsstelligen Bereich erlitten.
Klar ist Bitcoin und Krypto nicht das Gleiche. Und Betrüger gibt es überall. Dennoch will man solche Vorkommnisse nicht im eigenen Garten sehen und schon gar nicht unterstützen, indem man seinen Mitmenschen die spannende Welt der Kryptos schmackhaft macht, nur um sie dann ins Verderben stürzen zu lassen. Deshalb hoffen wir, mit diesem Artikel und mit dem Newsletter im Allgemeinen, dazu beizutragen, die Leute aufzuklären. Denn aufgeklärte Personen treffen fundiertere Entscheidungen und vermögen Gutes von Bösem, Scam von Anlagemöglichkeit zu unterscheiden.
Deshalb denke immer daran:
Not Your Keys, Not Your Coins! Gib niemals jemandem Zugriff auf deine Wallet.
Vertraue Code, nicht Menschen! Bei Krypto-Support und Helfern, welche du nicht in persona kennst, ist äusserste Vorsicht geboten.
Investiere nie in etwas, das du nicht verstehst! Will man sein hart verdientes Geld wirklich in etwas investieren, das man nicht versteht, um es dann an jemanden zu verlieren, der die Sache versteht?
Die zu-gut-um-wahr-zu-sein Nachricht (Evangelium) wird in der Kirche gepredigt! Klingt eine Investition zu gut, um wahr zu sein, ist sie dies in den allermeisten Fällen auch.
The Good Guys
Zum Glück gibt es draussen im Krypto Jungle auch gute Jungs , welche es sich auf die Flagge geschrieben haben, Scams aufzudecken. Beispiele sind:
Coffeezilla auf YouTube
ZachXBT auf Twitter
🦋 Tweet der Woche
Die Kryptowelt ist äusserst stark von Narrativen (Erzählungen) getrieben. In diesem Tweet wird auf die Macht der Narrative eingegangen und wie man sich diese am besten zunutze machen kann (Englisch).
🟡 Blockchains im Engagement-Vergleich
geschrieben von Pascal Hügli
In Zeiten des Bärenmarktes ist es jeweils stets spannend, die verschiedenen Blockchains auf Entwickler-Engagement zu vergleichen. In dieser Hinsicht liefert Artemis hervorragende Dashboards. Sie bieten eine einfache und verständliche Möglichkeit, verschiedene Blockchain auf unterschiedliche Zahlen zu prüfen.
So können Blockchain-Netzwerke beispielsweise auf die Anzahl Subökosysteme, wöchentliche aktive Entwickler oder wöchentliche Commits (Beiträge) dieser Entwickler untersucht werden. Wie die untenstehende Grafik zeigt: Ethereum ist in vielen Bereich noch immer unangefochtener Leader. An zweiter Stelle folgt Polkadot und dann Cosmos. Auf dem vierten Platz liegt derzeit Bitcoin.
Blockchains im Engagement-Vergleich. Wer verzeichnet die meiste Entwickler-Aktivität? Quelle: Artemis
Spannend sind diese Befunde auch deshalb, weil sie sich mit den anekdotischen Erfahrungen von Insight DeFi decken. So waren wir in diesem Jahr an einer Ethereum-, einer Polkadot sowie einer Cosmos-Konferenz. An allen Konferenz war das Interesse und die Anzahl Entwickler jeweils beeindruckend.
Insbesondere in Bezug auf das Substrate-Ökosystem (das Polkadot- und Kusama-Ökosystem, auch Dotsama genannt) lässt sich festhalten: Dieses ist vergleichbar mit Ethereum im Jahr 2016. Die Innovation, die Qualität und der transformative Ethos ist enorm – noch fehlen aber viele wichtige Werkzeuge und Tools, um eine Breitenwirksamkeit zu erreichen.
Auch ist es so, dass man sich innerhalb der Polkadot-Welt auf den Aufbau eines starken technologischen Fundaments konzentriert, das Entwicklern eine solide dezentrale Plattform bietet, auf der sie ihre Projekte realisieren können. Und selbst der immer wieder laut werdende Vorwurf gegenüber Polkadot-Exponenten, es würde viel zu wenig Marketing betrieben bestätigt: Man legt den Fokus lieber auf das Entwickeln.
🟢 Bitcoin: Unverschämt erneuerbar…
geschrieben von Pascal Hügli
Rund um den Vertrauensverlust in Kryptowährungen und Bitcoin aufgrund des FTX-Kollapses wird man in persönlichen Gespräche wieder des Öftern auf Bitcoins «Energieproblem» angesprochen. Der Bitcoin-Energieverbrauch und dessen ökologischer Fussabdruck sei doch noch immer ein No-Go, so die allgemein Wahrnehmung.
Das Thema Bitcoin und Energie is komplex und bei Weitem nicht so schwarz-weiss, wie von beiden Seiten immer dargestellt. Nichtsdestotrotz lassen sich aufmerksame Bitcoiner diese Gretchen- oder eben Energiefragen von Kritikern immer lieber stellen. Denn wie der Faktencheck zeigt: Bitcoin ist der weltweit grösste Nutzer von sauberer Energie. Natürlich nicht in absoluten Zahlen, dafür ist der Gesamtverbrauch viel zu gering. Wohl aber prozentual gesehen:
Der Anteil an Null-Emissionen bei Bitcoin-Miner liegt bei 52,2%, während fossile Brennstoffe noch 47.8% ausmachen.
Und ja, entscheidend ist die Trendlinie und die zeigt in eine Richtung. Der Gesamtverbrauch von Bitcoin wird immer sauberer:
Die emissionsfreie Energienutzung von Bitcoin-Minern ist im Steigen begriffen.
Von Insight DeFi hatten wir das Privileg, vollkommen durch erneuerbare Wasserkraft angetrieben Bitcoin-Miningfarmen in Paraguay zu besuchen (nachzulesen hier). Wie zunehmend bekannt wird, ist Paraguay allerdings nicht der einzige Ort, wo Bitcoin-Mininggeräte ans Netz angeschlossen werden.
So machen Bitcoin-Miner derzeit einen Unterschied in Kenia. An einem Ort in diesem afrikanischen Landes erhalten derzeit 500 Familien zum ersten Mal unterbrechungsfreien, netzunabhängigen Strom – möglich gemacht und erschwinglich dank Bitcoin-Miningeinrichtungen. Diese Einrichtungen ermöglichen es Stromversorgern, sich lohnende Vorabinvestitionen in Wasserkraftwerke in abgelegenen Regionen zu tätigen. Bitcoin-Miningmachinen helfen ihnen dabei, die Energieaufbereitung und -bereitstellung zu monetarisieren, die sonst gänzlich unwirtschaftlich zu betreiben wäre.