Krypto auf Irrwegen?
Crash als Chance, News aus der Krypto-Welt, eine Odyssee für einen Airdrop, Bitcoin-Zeichen in Paraguay, Fragen an den Experten
Let’s gooo 🎢 Was dich heute erwartet:
Kenntnis-Level : 🟢 Einsteiger | 🟡 Fortgeschritten | 🔵 Experte
Market Update: Der Crash als Chance🟢
News aus der Krypto-Welt 🟢
Arbitrum Odyssee – der Weg zum Airdrop 🟡
Entdeckt in Paraguay 🟢
Fragen an einen echten Krypto-Experten🟡
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🟢 Market Update: Der Crash als Chance
geschrieben von Pascal Hügli
„Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert. Und es gibt Wochen, in denen Jahrzehnte passieren“. Dieses Zitat soll von Wladimir Iljitsch Leni stammen, dem ehemaligen kommunistischen Revolutionär, und beschreibt die aktuelle Lage in Krypto treffend.
In atemberaubender Geschwindigkeit hat sich die Korrektur an den Krypto-Märkten seit unserem letzten Beitrag vor zwei Wochen fortgesetzt. Zwischenzeitlich ist Bitcoin gar bis auf unter $18k und Ether auf unter 1'000 US-Dollar gefallen.
Die Veröffentlichung der letzten Inflationszahlen am 10. Juni in den USA markierte ein weiteres 40-Jahre-Hoch bei den Verbraucherpreisen. Das verunsicherte die Kryptomärkte weiter. Der Hauptgrund für die rasant schnellen Preiskorrekturen war aber vor allem die Illiquidität verschiedener Akteure. Von diesen sahen sich viele gezwungen, Bitcoin und Ether auf den Markt zu werfen, um an Gelder zur Abzahlung und Bedienung ihrer Kredit zu kommen. So wurden aus Angst vor einer Liquidierung grosse Kredite über DeFi-Protokolle wie Aave zurückbezahlt:
Diese Wallet hat aggressiv Kredite zurückbezahlt
Natürlich konnten einige Kredite nicht rechtzeitig abbezahlt werden, so dass es bei den als Kreditsicherheit hinterlegen Kryptoassets Bitcoin und Ether zu Zwangsliquidationen kam. Ein Beweis, dass der Preisabwärtsdruck hauptsächlich von DeFi-Protokollen ausging, sind auch alternative Kryptoassets wie ADA (Cardano) oder XRP (Ripple). Diese haben im vergangenen Monat um -4,80% beziehungsweise um -12,39% korrigiert, während BTC und ETH um -28.88% und -38.51% gefallen sind. ADA und XRP werden in sehr geringem Mass als Sicherheiten auf DeFi-Protokollen gehalten.
Die vergangenen Wochen waren also sehr stark von selbstverstärkenden Effekten geprägt. Gelangen grosse Mengen Bitcoin und Ether auf den Markt, reisst das den gesamten Kryptomarkt in die Tiefe. Ende 2017 waren es die BTC- und ETH-Abverkäufe aus den ICO-Einnahmen, welche zu einer starken allgemeinen, sich selbstverstärkenden Preiskorrektur führten. Dieses Mal war es die Tatsache, dass zu viel Fremdkapital (Leverage) im Spiel war – ob auf zentralisierten Börsen oder DeFi-Protokollen. Ein grosser Teil wurde in den vergangenen Wochen ausgewaschen:
Die Frage ist nun: Folgt da noch mehr oder ist die Überschuldungssituation grösstenteils korrigiert? Die Preise der meisten Kryptoassets liegen jedenfalls im Keller. Prominente Marktbeobachter glauben, dass die letzte Korrektur noch bevorsteht und der Preis von Bitcoin nochmals auf 16k-17k US-Dollar tauchen wird.
Ein solches Szenario ist nicht auszuschliessen. Wer also risikofreudig ist, kann darauf spekulieren, Bitcoin in den nächsten Tagen bis Wochen noch günstiger einzukaufen. Wohl aber ist es so, dass die aktuellen Kurse in der langen Frist eine gute Einstiegsgelegenheit bieten. Auf Twitter rechnet ein Analyst denn auch folgendes vor:
Von $20k auf $69k (Altzeithoch vom vergangenen November) entspricht einer von Aufwärtsentwicklung 245%. Geht Bitcoin von hier auf $14k, entspricht das einer Korrektur von 30%. Das Risiko-Rendite-Verhältnis für einen Kauf von Bitcoin bei $20k liegt also bei 8,16 zu 1. Wer heute kauft, riskiert einen Dollar für die $8,16 die in Aussicht stehen - vorausgesetzt Bitcoin wird dereinst sein altes Allzeithoch wieder erreichen.
Natürlich können wir von Insight DeFi keine Anlageempfehlung geben. Und selbst wenn wir es könnten, würden wir es nicht wollen. Denn gerade jetzt ist die Lage sehr angespannt. Das Luna-Debakel (wir haben hier darüber berichtet) dürfte ein regulatorisches Nachspiel haben. Um die Krypto-Investmentfirma 3AC (mehr dazu im Folgebeitrag weiter unten) scheint es schlecht zu stehen. Wie es scheint, haben sich diese nicht bloss mit Kryptos verspekuliert, sondern könnten sogar bösere Absichten gehabt haben. Dieses Gerücht scheint mehr als nur eine Quelle zu bestätigen:
Je mehr Informationen ans Tageslicht kommen, desto weniger sieht es so aus, als wäre 3AC ein gehebelter Fonds gewesen, der auf Null ging, sondern vielmehr ein betrügerisches Ponzi, das von "Up Only"-Kryptomärkten abhängig gewesen ist.
Wozu wir also gerade raten würden: Abwarten und beobachten. Gleichwohl sollte man nicht vergessen: Situationen wie die aktuelle bergen immer auch riesige Chancen.
🟢 News aus der Krypto-Welt
geschrieben von Daniel Jungen
Die Kryptobörse Binance kommt in die Schweiz 🇨🇭
Die weltweit grösste Kryptobörse Binance hat im Kanton Zug, Schweiz, einen Ableger gegründet. Laut Handelsregistereintrag bezweckt die Binance Switzerland Exchange AG «den Handel mit digitalen Vermögenswerten und die Erbringung von Dienstleistungen im Zusammenhang mit solchen Vermögenswerten, wie beispielsweise den Betrieb von Handelsplätzen für Kryptowährungen».
Binance bemüht sich zurzeit in Europa um die nötigen Lizenzen, nachdem die Handelsplattform in den vergangenen Jahren regulatorisch in diversen Ländern mit Problemen konfrontiert worden ist. Dies hat Nachwirkungen bis heute, so dass aktuell z.B. noch immer Banküberweisungen in EUR suspendiert sind. Die Gründung des Schweizer Ablegers lässt hoffen, dass solche Einschränkungen bald der Vergangenheit angehören und in Zukunft vielleicht sogar direkt mit Schweizer Franken Kryptos gekauft werden können.
Nach eigenen Angaben plant Binance, ihre Büros in Zürich zu eröffnen und sucht vor allem Mitarbeiter in den Bereichen Compliance, AML, digitale Assets und Geschäftsentwicklung. Wenn du also eine neue Herausforderung suchst und gerne in der Kryptowelt arbeiten möchtest, könnte dies eine attraktive Möglichkeit sein.
Und finanziell scheint es Binance trotz Bärenmarkt blendend zu gehen, haben sie doch allein im letzten Quartal im Rahmen ihres BNB Burn Programmes knackige $741 Million vernichtet. Ausserdem hat Binance diese Woche eine Partnerschaft mit Fussball-Superstar Cristiano Ronaldo ⚽ angekündigt. Zusammen werden sie mehrere NFT Kollektionen lancieren, welche exklusiv auf dem Binance NFT Marktplatz erstanden werden können. Auch für diese mehrjährige Partnerschaft dürfte Binance eine stolze Summe hingelegt haben.
Binance und Ronaldo spannen zusammen
Hack Harmony One Horizon Bridge 🌉
Am Freitagmorgen hat Harmony auf Twitter bekanntgegeben, dass ihr Brückenprotokoll Horizon Opfer eines Hackerangriffs wurde.
Harmony hat einen Diebstahl über ungefähr $100 Millionen festgestellt.
Die Horizon Bridge wurde von Harmony gebaut, um Tokens von Ethereum und der BNB Chain auf die Harmony Blockchain zu bridgen. Wie genau die Bridge gehackt wurde, wird zurzeit noch untersucht und dürfte in den kommenden Tagen auf Harmony’s Twitterprofil detailliert erklärt werden.
Mit dem gestohlenen Betrag von ungefähr $100 Millionen zählt der Hack zu einem der kleineren der letzten Monate. Er reiht sich aber nahtlos in eine stetig länger werdende Liste von gehackten Brückenprotokollen ein. Auf Twitter häufen sich denn auch ironisch-sarkastische Kommentare über einen weiteren Bridge-Hack.
Oh Gott! Ein Brückenprotokoll wurde gehackt!! Das muss ein Novum in der Geschichte von Krypto sein.
Mittlerweile dürfte deshalb auch den gutgläubigsten Nutzern bewusst geworden sein, dass Bridges ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen. Die Honeypot-Problematik (grosse Vermögenswerte sind in einem einzigen Protokoll hinterlegt) gepaart mit der Verwundbarkeit dieser Protokolle machen Brückenprotokolle zu einem beliebten Angriffsziel für Hacker.
Für Nutzer heisst das: Das Halten von gebridgten Coins und Tokens gilt es zu vermeiden. Diese erkennt man daran, dass sie nicht auf ihrer ursprünglichen Blockchain gehandelt werden (z.B. Ether auf Solana oder Bitcoin auf Ethereum) und dass sie vor dem Währungskürzel einen Kleinbuchstaben haben, also zum Beispiel sETH.
Anmerkung: Nach aktuellen Erkenntnissen ist nur die Horizon Bridge vom Hack betroffen. Personen, welche Harmony One Coins bei Validatoren gestakt haben, scheinen nicht betroffen zu sein.
Krypto Finanzkrise – too big to fail?
Die fallenden Kryptomärkte der letzten Wochen haben nicht nur Leerverkäufer und Spekulanten auf Trab gehalten, sondern auch kleine Sparer und Investoren. Namhafte Kryptobanken wie Celsius und BlockFi sind in ernsthafte Liquiditätsengpässe geraten. Celsius hat bis heute jegliche Auszahlungen gestoppt, womit sämtliche Kundengelder bis auf weiteres blockiert sind.
BlockFi musste zwar keine solchen dramatischen Massnahmen ergreifen, dennoch wurde die Firma mit einer Finanzspritze von $250 Million von Seiten der Kryptobörse FTX bedient, was laut diversen Quellen einer Rettungsaktion gleichkam. Den aktuellsten News zur Folge, soll FTX sogar an einer Beteiligung an BlockFi interessiert sein.
Heute investieren wir $250 Million in BlockFi, so dass sie von einer Position der Stärke agieren können.
Ebenfalls eine Finanzspritze von FTX hat die US-Trading Plattform Voyager erhalten. Der Börse wurden $200 Million in Cash und rund 15'000 BTC ($300 Millionen) überwiesen. Deshalb drängten sich Vergleiche zu historischen Ereignissen förmlich auf.
“Sam Bankman-Fried [Gründer von FTX] ist der neue John Pierpont Morgan — er rettet die Kryptomärkte wie der frühere J.P. Morgan es nach der Krise von 1907 tat.”
Anthony Scaramucci
Founder SkyBridge Capital
Doch diese Spritzen reichen nicht aus, um die Nutzer anderer Kryptobanken zu beruhigen. Diese Woche haben weitere Kryptobanken Auszahlungsstopps verhängt. Auch Bable Finance und Coinflex pausieren bis auf weiteres wegen Liquiditätsengpässen alle Auszahlungs-Transaktionen. Ersteres soll bekanntlich ein DeFi-Protokoll sein. Hm…
Coinflex: Auszahlungen sind temporär pausiert
Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn in dieser angespannten Marktlage wollen viele Nutzer ihre Kryptos lieber selber verwalten und ziehen deshalb ihr Vermögen von Kryptobanken ab. Ein typischer Bank Run also. Ob und wann die betroffenen Sparer ihre Vermögen wiedersehen werden, ist offen. Zu hoffen bleibt für die betroffen Personen also nur, dass sich die Kryptomärkte möglichst rasch erholen werden.
Ein weiteres Opfer der schnell fallenden Märkte ist Three Arrow Capital (3AC). Der Hedge-Fonds wurde 2012 gegründet und hat sich seitdem zu einem der grossen Risikokapitalgeber für neue Kryptoprojekte entwickelt. Er war früher Investor in namhaften Projekten wie Solana, Avalanche, Near, Aave, Axie Infinity und vielen mehr.
Portfolio von 3AC (Quelle)
Wie viele Marktteilnehmer hatte auch 3AC grosse Teil seines Kryptoportfolios als Sicherheiten hinterlegt, um zusätzliche Kredite aufzunehmen, welche dann wiederum gewinnbringend angelegt werden sollten. Da jedoch aufgrund der fallenden Märkte die Sicherheiten nicht mehr ausreichten, um die Kredite zu decken, drohte der zwanghafte Verkauf der hinterlegten Kryptosicherheiten. Um dies zu vermeiden, musste 3AC grosse Mengen an Kapital nachschiessen. Dieses konnte 3AC nur mit Mühe aufbringen und es machten Meldungen die Runde, dass 3AC sogar Kapital von fremden Trading Accounts und DAO Treasuries, die über ihre Plattform liefen, ohne Absprache und Recht beschlagnahmten.
Heute Morgen fehlte $1 Million in unserem Account - hoffentlich kriegen wird das bald zurück
Nachdem 3AC viele Positionen abstossen musste, wurde es die letzten Tage ruhiger um den Hedge-Fonds, auch deshalb, weil sich die Kryptomärkte auf tiefem Niveau einpendelten. Noch weiss man nicht, wie es um die Firma wirklich steht. Darf man Insiderinformation glauben, befindet sich der Fonds auf Messerschneide und kämpft ums nackte Überleben.
Aufhorchen lässt auch, dass viele Krypto-Institute allem Anschein nach nicht mit solchen Marktkorrekturen gerechnet haben, obwohl ähnliche Schwankungen in der Vergangenheit bereits mehrmals vorgekommen sind. Es bleibt der Eindruck, dass Risiken unterschätzt und Gewinne maximiert wurden. Bei einigen Akteuren scheint ein Risiko-Management gar kaum vorhanden gewesen zu sein.
Für Nutzer ist dies einmal mehr eine Ermahnung, dass man sich zweimal überlegen sollte, ob es denn wirklich das Risiko wert ist, seine Kryptos für einige Prozent Zinsen privaten Institutionen anzuvertrauen. Denn offensichtlich scheinen sogar einige der grossen Kryptobanken massive Schwierigkeiten zu haben, ihre Risiken vernünftig zu handhaben. Einmal mehr bleibt deshalb nur zu sagen: «Not your Keys, not your Coins».
🟡 Arbitrum Odyssee – der Weg zum Airdrop
geschrieben von Manuel Jungen
Layer 2 Token Season ist in vollem Gang. Nach erfolgreichem Airdrop des Optimism-Tokens scheint der Weg für andere Layer 2 Protokolle bzw. deren Tokenlaunches geebnet zu sein.
Diese Woche hat Arbitrum den Startschuss für eine 8-wöchige Arbitrum Odyssee gegeben. Diese verlangt, dass jede Woche 2 Aufträge ausgeführt werden müssen – in der Regel muss mit einem spezifischen Protokoll auf Arbitrum interagiert werden. Nachdem man diesen Auftrag abgeschlossen hat, erhält man ein NFT, welches die Vervollständigung on-chain festhält.
Vermutungsweise wird der kommende Arbitrum-Airdrop unter anderem dadurch bemessen, wie viele NFTs von einer Adresse gesammelt wurden. Wenn man bedenkt, dass bei Optimism für eine einzelne Interaktion ein Airdrop von ca. 1500 USD ausgeschüttet wurde, kann es sich definitiv lohnen, bei Arbitrum mitzumachen. Zum einen, da Arbitrum mehr Volumen aufweist (und somit wohl eine höhere Bewertung verdient) und zum anderen, da auch bei Optimism relativ einfach 5-stellige Airdrop-Summen verdient werden konnten, wenn man ein aktiver Nutzer des Protokolls gewesen ist.
Noch bis Ende dieser Woche, also heute Samstag und morgen Sonntag, läuft Woche 1 – die Bridging Week. Dabei musst du lediglich etwas ETH auf Arbitrum bridgen, um das NFT zu erhalten. Diejenigen Nutzer, welche die Brücke mit dem meisten Volumen genutzt haben, erhalten ausserdem ein zusätzliches NFT. Es empfiehlt sich in diesem Zusammenhang Hop-Exchange zu nutzen, um seine Chancen zu maximieren.
Die verdienten NFTs können dann jeweils unter folgendem Link geclaimed werden:
Alle Infos zur Abitrum Odyssee findest du im Discord unter der Sektion Arbitrum Odyssee FAQ.
🟢 Entdeckt in Paraguay
Nachdem wir in Argentinien einiges über den Stellenwert von Bitcoin und Krypto lernen durften, haben wir nun auch in Paraguay das Bitcoin-Zeichen entdeckt. Diese Entdeckung führte uns schliesslich zu Bitcoin-Mining-Farmen, die zu 100% mit erneuerbarer Energie aus Wasserkraft betrieben werden. Doch dazu in einer anderen Woche mehr…
🟡 Fragen an einen echten Krypto-Experten
geschrieben von Pascal Hügli
Unser Experte Holger Rohm
Wer ist Holger Rohm?
Ich bin Gründer der Kryptonauten GmbH, Betreiber von Blockchaincenter.net, Deutschlands grösstem Kryptoportal (nach Besuchern). Ausserdem hoste ich den KONSENS & NONSENS Podcast, in dem wir verschiedene Krypto-Themen kontrovers diskutieren. Auch auf Twitter bin ich unterwegs und rege aktiv.
Was hat dich in die Kryptowelt geführt?
Ich bin schon eine ganze Weile dabei. In der Anfangszeit war Bitcoin für mich schlicht eine weitere “High Risk/High Reward-Wette”, die ich gerne gehandelt habe. Aber wie bei so vielen anderen Bitcoinern wurde der Kurs schnell das Langweiligste an der Bitcoin-Thematik. Heute kann ich nicht anders als jeden Tag stundenlang Informationen aufzusaugen, anfangs nur Bitcoin, später - viel zu spät - dann auch aus anderen Bereichen dieser verrückten neuen Branche.
Du bist bullisch auf Krypto, warum?
Zunächst einmal bin ich bullish auf Bitcoin, weil ich ganz fest daran glaube, dass die Trennung von Geld und Staat die wahrscheinlich wichtigste Entwicklung der nächsten Jahrzehnte für das Wohl der Menschheit darstellt. Der Rest von Krypto erscheint gegen dieses Ziel maximal wie eine marginale Verbesserung. Dennoch bin ich auch hier bullish, weil z.B. DeFi ein riesiger Markt ist, der meines Erachtens in den nächsten Jahren unglaubliches Wachstum aufweisen wird.
Wo genau liegt die Innovation bei DeFi? Und ist das “De” im Begriff überhaupt das passende Wort?
Offensichtlich nicht, weil sich viele daran stören, dass viele DeFi-Protokolle eben (noch) nicht dezentral sind. Ich fand auch den Namen Open Finance immer besser, denn darum gehts: Anwendungen, die offen für jedermann sind, egal wo der Nutzer herkommt oder was seine Vergangenheit ist. Ausserdem ist es eine Innovation, dass DeFi-Protokolle frei von jeglicher regulatorischer Beaufsichtigung sind und damit zum Beispiel Know-your-customer (KYC) Regelungen nicht entsprechen müssen. Ist es möglich, diese Eigenschaften zu umgehen, ist es für mich nicht DeFi.
Trotz der Faszination für Bitcoin, ist Krypto für dich also mehr als nur Bitcoin?
Und ich bin überzeugt davon, dass aufgrund der Möglichkeiten, die Krypto schafft, noch zig andere Bereiche boomen werden. Die damit einhergehenden Innovationen können wir aktuell noch nicht einmal antizipieren. NFTs sind ein gutes Beispiel: Auch wenn ich nicht viel von Affenbildchen für hunderttausende Dollar halte, hat diese Entwicklung so gut wie niemand vorhergesehen und sie wird sich fortsetzen.
Gibt es für dich auch Dinge in der Kryptoindustrie, welche keinen Sinn ergeben und kaum eine Zukunft haben werden?
Ich glaube weder an permissioned (Unternehmens)-Blockchains, noch langfristig an Projekte, die keinen Hehl daraus machen, Dezentralisierung für Geschwindigkeit /Transaktionsvolumen aufzugeben. Und natürlich gibt es jede Menge spinnerte Projekte, die entweder völliger Betrug sind oder naiv an etwas entwickeln, was niemals funktionieren kann. Ich bin sicher, dass mindestens 95% aller Projekte scheitern werden.
Kannst du konkret populäre Projekte nennen, von denen du glaubst, dass sie Dezentralität nicht wirklich priorisieren?
Solana verfolgt seit Anfang einen komplett anderen Ansatz als Ethereum. Ob sich dieser bewähren wird, wird sich zeigen.
Welche sind die grössten Missverständnisse, die Bitcoiner Ethereum gegenüber haben?
Sehr viele ehrlich gesagt. Vieles ist darauf zurückzuführen, dass Bitcoin bereits ein solides Netzwerk ist und bleiben will, während Ethereum eine ehrgeizige Roadmap hat, die grosse Änderungen und damit verbundene Risiken unabdingbar macht.
Kannst du ein paar Beispiele nennen?
Klar. Es ist nicht Vitalik, der die Entwicklung von Ethereum bestimmt und auch die Ethereum Foundation hat nur begrenzten Einfluss. Änderungen werden wie bei Bitcoin von der Community abgesegnet. Auch ist Ethereum nicht ganz so resilient wie Bitcoin, kann aber nicht abgeschaltet/zensiert werden. Auch nicht, wenn Amazon alle Ethereum Nodes abschaltet, was gerne als Argument verwendet wird. Als letztes ist die Anzahl aller jemals existierenden Ether zu nennen, die nicht so fix ist wie bei Bitcoin. Das hat aber einen Grund, nämlich, dass Ethereum immer ein Sicherheits-Budget haben möchte, um ehrliche Blockproduzenten zu incentivieren. Der Ethereum Community ist ein langfristiges Sicherheitsmodell wichtiger als ein begrenztes Angebot.
Wo glaubst du, liegen die Etherianer falsch, wenn sie Bitcoin kritisieren?
Ich denke, die meisten ETH-Heads sind auch Bitcoiner. Manche verstehen vielleicht nicht, dass der vermeintlich begrenzte Funktionsumfang von Bitcoin und die Geschwindigkeit bei der Entwicklung ein Feature und kein Bug ist.
Wie steht es mit dem Energie-Argument, dass Bitcoins Energieverbrauch schlecht sei?
PoW hat die letzten 7 Jahre Ethereum gesichert. Der Energieverbrauch von Ethereum war sehr wahrscheinlich die letzten 2 Jahre sogar höher als bei Bitcoin. Das, weil die Belohnung höher war. Es gibt sicherlich einige, die jetzt, da Ethereum 99,9% dieser Energie bald “einsparen” wird, den Energieverbrauch von Bitcoin ankreiden. Dazu gehöre ich allerdings nicht. Mir liegen schlicht nicht genug Informationen vor, um dieses Thema abschliessend zu bewerten.
Proof of Work versus Proof of Stake - wo stehst du da?
Das richtige Tool für den richtigen Einsatz. Für Bitcoin ist Proof of Work das einzig Sinnvolle und die Umstellung von Ethereum auf Proof of Stake ist auch die richtige Wahl.
Warum?
Ich denke, dass es nicht mehr als eine Proof of Work Chain braucht.
Wo liegen deiner Meinung nach die Nachteile bei Proof of Work? Wo bei Proof of Stake?
Die Nachteile von Proof of Work im Gegensatz zu Proof of Stake sind zum einen die immensen Sicherheitskosten. Während man bei Proof of Stake lediglich den Stakern einen Anreiz geben muss, ihre Coins aufs Spiel zu setzen, ist bei Proof of Work ein Vielfaches der Kosten für Hardware und Energie notwendig, welche die Community zahlen muss. Ein, wie ich finde, weiterer Nachteil von PoW gegenüber PoS ist, dass Blockproduzenten (Miner) nicht gleich Nutzer sind, sondern ein spezieller Akteur, der nicht unbedingt das Beste für Bitcoin im Sinn haben muss, wie das bei Stakern der Fall ist. Die Nachteile von Proof of Stake sind vor allem, dass man damit kein faires Netzwerk starten kann. Sprich, die initiale Allokation ist immer zentral gesteuert. Ein weiterer Nachteil ist die sogenannte "weak subjectivity" beim initialen Synchronisieren eines Nodes, ein NoGo für Bitcoin. Dies würde hier aber zu weit führen.
Welches sind die grössten Missverständnisse rund um Proof of Stake?
Proof of Stake ist nicht gleich Proof of Stake. Viele wissen nicht, warum PoS bei Ethereum so lange dauert, obwohl es doch schon zig PoS-Chains gibt. Daraus ergeben sich falsche Annahmen, die ich immer wieder höre: Proof of Stake bei Ethereum bedeutet nicht, dass die Mehrheit des Stakes die Regeln des Netzwerks bestimmt. Genau wie bei Bitcoin gibt es eine Partei die Blöcke produziert (Staker/Miner) und eine Partei, die überprüft, ob die Blöcke nach den Konsens-Regeln erstellt wurden (Nodes). Ausserdem ärgere ich mich oft über Aussagen wie: PoS kann nicht funktionieren, weil keine physikalische Arbeit dahintersteckt wie bei PoW und dadurch nicht mit der Realwelt verknüpft ist.
Weshalb ärgert dich dieses Argument?
Man sollte vielmehr mit Angriffsvektoren argumentieren und meiner Ansicht nach hat PoS gute Chancen, eine ähnliche Erfolgsstory zu werden.
Sind Bitcoin und Ethereum für dich Konkurrenten oder haben sie eigentlich unterschiedliche Ziele?
Die Ziele sind unterschiedlich aber der Markt schmeisst sie noch grösstenteils in denselben Topf. Konkurrenten würde ich aber nicht sagen, weil beide florieren in ihrem Bereich können ohne dem anderen zu schaden.
Du glaubst also nicht, das Ether ultimativ auch Geld sein muss?
Ich denke die Grenzen zwischen Wert und Geld verschwimmen zusehends, wenn Werte immer liquider werden. Der einzige Grund, warum wir nicht mit Gold bezahlen können, ist wahrscheinlich, das Gold eben nicht liquid und einfach zu transferieren ist. In einer Welt, in der diese Werte aber zunehmends in tokenisierter Form vorliegen, spielt es keine grosse Rolle mehr, welche Einheit ich als Geld nutze.
Zu Web3: Neulich kursierte auf Twitter ein Video-Auschnitt von Marc Andreessen, Gründer von az16, der zeigte, dass er keinen wirklichen Web3-Use-Case nennen konnte. Kannst du ihm vielleicht helfen?
Man kann vom Metaverse halten, was man will. Aber Fakt ist, dass Menschen mehr und mehr Zeit online verbringen. Sei es auf Twitter, TikTok, in Computerspielen oder dann vielleicht irgendwann in VR-Welten. In dieser Umgebung wird das Konzept von digitalem Besitztum meines Erachtens immer wichtiger. Wenn man die Wahl hat, ob dieser Besitz von grossen Unternehmen verwaltet wird (Meta beispielsweise) oder von öffentlichen Blockchains, dann denke ich, werden sich über kurz oder lang offene Systeme durchsetzen.
Wir sehen deinen Punkt. Trotzdem nochmals deine Frage: Gibt es heute schon einen funktionierenden Web3-Anwendungsfall?
Keiner für die Massen. Aber Helium z.B. ist ein recht erfolgreiches Projekt bei dem Nutzer Geld damit verdienen, ihre Internet-Konnektivität für den Rest des Netzwerks bereitzustellen und somit Teileigentümer des gesamten Netzwerks sind. Aktuell gibt es knapp eine Million an Helium Hotspots auf der ganzen Welt. Auch Filecoin ist trotz der schlechten Perfomance des Coins inzwischen eine ernstzunehmende Lösung, günstig Speicherplatz von anderen Nutzern zu erwerben.
Ebenfalls belacht wird der gesamte Tokenisierung-Hype. Die Kritik: eine öffentliche Blockchain ist hierfür die falsche Technologie. Siehst du das auch so?
Nein. Aus dem einfachen Grund, dass wenn das technisch schon vorher in der Form möglich gewesen wäre, wir sonst längst eine Tokenisierung hätten sehen müssen. Denn der Bedarf ist ja offensichtlich da. Blockchains bringen Eigenschaften, die eine Tokenisierung erst sinnvoll machen. Dazu gehört, dass diese Systeme offen für jedermann sind und keine einzelnen Unternehmen oder Personen die Hoheit über die Daten und Transaktionen innehaben, was einen weltweiten offenen Standard ermöglicht.
Natürlich müssen wir auch die DeFi-Gretchenfrage stellen: Wie hast du’s mit den DeFi-Token? Long-term bullisch oder bärisch? Glaubst du, dass DeFi-Token eine echte Grundlage für Wertgewinn haben können?
Nur wenn DeFi-Protokolle ein solides Geschäftsmodell haben, also Umsatz generieren durch eine Funktion, die effektiv genutzt wird. Ich bin zwar auch ein Fan von Liquidity Mining zur Nutzerakquisition bei neuen Protokollen, aber wenn diese Protokolle nicht gut sind oder keinen langfristigen Umsatz für die Token-Halter generieren, ergibt das keinen Sinn. Es existieren heute allerdings einige Protokolle, die Produkt-Market-Fit haben und Cash-Flows für Token-Halter generieren (z.B.CRV, SNX, GMX). Hier bleibt dann nur die Frage: Wie stark ist der Netzwerkeffekt von solchen Projekten, wenn die Software Open-Source ist und ein kopiertes Projekt mit neuen finanziellen Anreizen Nutzer jederzeit abziehen kann?
Wo verortest du die nächsten Krypto-Narrative? Worauf sollte man für zukünftige Hypes schon heute ein Auge werfen?
Ich denke, DeFi wird einen zweiten Frühling erleben. Und dann natürlich das Layer 2-Narrativ, das meines Erachtens die nächsten Jahre bestimmen dürfte. Nach dem initialen Hype im letzten Jahr wird es wohl noch eine Weile dauern, aber ich denke, dass wir beim Gaming/NFT Bereich noch gar nichts gesehen haben.
Wir bei Insight DeFi mögen die Schubladisierung eigentlich nicht. Gleichwohl die Abschlussfrage: Zu welcher Krypto-Tribe zählst du dich am ehesten?
Berufswegen bin ich überall dort, wo ich tatsächliche Nutzung durch Otto Normalverbraucher sehe. Denn was bringt es, wenn eine Sache von nur einer handvoll Nerds genutzt wird. Bitcoin hat den Sprung in den Mainstream geschafft - wenn auch hauptsächlich als Spekulationsobjekt, aber so startet ja vieles. Darüber hinaus gibt es ehrlich gesagt noch wenige tatsächliche Use Cases, die von der Allgemeinheit akzeptiert wurden. Am ehesten noch NFTs und dezentrale Börsen sowie Stablecoins. Also bin ich im Team Adoption-Maximalismus!